Das Mountainbike

Bei der enormen Vielfalt der am Markt erhältlichen Fahrräder ist es gar nicht so einfach, das richtige für einen Alpencross auszuwählen. Bei der Wahl des Fahrrades kommt es in erster Linie darauf an, auf Qualität zu achten. Das Fahrrad ist über mehrere Tage hinweg einigen Belastungen ausgesetzt. Pannen während der Reise sind nicht nur lästig, sondern können im Extremfall zu bösen Stürzen, Verletzungen oder irreparablen Schäden am Fahrrad führen. Nicht selten wurden deshalb Alpenüberquerungen abgebrochen oder endeten im Krankenhaus. Das Fahrrad muss also hochwertig, robust und zuverlässig sein. Man sollte sein Bike unbedingt im Fachhandel kaufen und nicht beim Discounter. Ein neues Rad sollte auch schon einige Zeit vor dem geplanten Alpencross ausgiebig getestet und eingefahren werden, auch damit man sich an die Geometrie und Bedienung des Fahrrades gewöhnt und eventuelle Mängel rechtzeitig erkennt. Besitzt man bereits ein Rad, sollte man es auf jeden Fall vor dem Alpencross komplett durchchecken und warten (lassen).

Aktuelle Bikes:

Ex-Bikes:

Die Entscheidung für einen bestimmten Fahrradtyp hängt davon ab, wie die Alpencross-Route beschaffen ist und mit welcher Technik man gedenkt zu fahren. Es gibt Alpencross Routen wie z.B. die Via Claudia Augusta, die man mit einem gängigen Trekkingrad und Packtaschen fahren kann. Für die meisten Routen abseits der Straßen ist jedoch ein Mountainbike empfehlenswert. Die Kernfrage lautet hier: Vollgefedert oder nicht? Ein vollgefedertes Bike (Fully) ist nicht zwingend notwendig, hat aber einige entscheidende Vorteile gegenüber dem Hardtail. Das Fahren mit einem Fully ist besonders auf steinigem und wurzeligem Untergrund wesentlich kräfteschonender, da man die Unebenheiten nicht alle mit dem Körper ausgleichen muss. Sehr anspruchsvolle Trails bergab können teilweise nur mit einem Fully gefahren werden. Ein Hardtail-Fahrer wird auf schwierigen Routen mehr schieben müssen.

Es gibt verschiedene Typen von Bikes, die sich hauptsächlich in Rahmengeometrie, Federweg und Gewicht unterscheiden. Das Cross Country (CC) ist für unbefestigte Wege, Forststraßen und wurzelige Waldwege gedacht. Das All Mountain (AM) ist ein universelles Bike, das sowohl gute Bergauffahr-Eigenschaften besitzt, als auch (je nach Federweg) anspruchsvolle bis schwere Trails bergab sehr gut meistert. Das Freeride (FR) ist speziell für schwere und steile Bergab-Trails gebaut, hat lange Federwege und eignet sich bedingt zum Bergauffahren. Das Downhill (DH) ist ausschließlich für das Bergabfahren konzipiert und für einen Alpencross eher ungeeignet. Dann gibt es noch den Zwischentyp Enduro, der irgendwo zwischen AM und FR angesiedelt ist. All diese Typen gibt es in unterschiedlichen Ausprägungen.

Für einen Alpencross sind je nach Fahrweise und Vorliebe Bikes der Kategorie CC, AM und Enduro geeignet. Vor dem Kauf eines Bikes sollte man sich mit den Eigenschaften der Komponenten (Federelemente, Rahmengeometrie, Schaltung, Bremsanlage) auseinandersetzen und das Wunschbike auf jeden Fall probefahren. Für den Alpencross ist es von Vorteil wenn man gelernt hat, Wartungsarbeiten am Bike selbst durchzuführen.

Lapierre Zesty 514 – Modell 2010

Das Lapierre Zesty ist ursprünglich ein All-Mountain-Bike. Mit seinem hervorragenden leicht progressiven Rahmen und mit bis zu 150 mm Federweg hat es jedoch eher Enduro-Charakter und ist für schwierige und steile Trails perfekt geeignet. Längere Bergaufstrecken auf schwierigem Untergrund können ebenfalls sehr gut gemeistert werden. Nach meinem Rahmenbruch am Zesty 514 Modell 2009 habe ich ein Upgrade auf den Rahmen vom Modell 2010 erhalten. Der neue Rahmen sieht etwas futuristischer aus und die Verarbeitung ist besonders in den Details wie gewohnt top. Der Hinterbau ist aus Carbon, was das Bike um etwa 100 Gramm leichter macht. Einzig das Pressfit-Innenlager ist mir ein Dorn im Auge, aber damit muss ich wohl leben. Die restlichen Komponenten wurden von meinem alten Zesty übernommen.

Im Lauf der Jahre habe ich ein paar Umbauten vorgenommen. Hier die wichtigsten Veränderungen:

  • Bremse: Formula Oro K18 -> Magura MT4 -> Shimano XT 785
  • Federgabel: Fox 32 Float RL 140 mm -> RockShox Sector RL Coil 150 mm (Infos hier)
  • Dämpfer: Fox Float R 51 mm Hub -> Rock Shox Kage RC 57 mm Hub (Infos hier)
  • Schaltung: Shimano XT 3×9 -> Shimano XT 2×9 mit Kettenführung -> Shimano XT M8000 1×11 (Infos hier)
  • Sattelstütze: Lapierre -> Kind Shock Dropzone
  • Pedale: Käfigpedale -> Shimano Saint Plattformpedale

Das Bike wurde dadurch zu einem vollwertigen Enduro-Bike und fühlt sich besonders im ruppigen anspruchsvollen Gelände wohl. Es wiegt nach all den Umbauten aktuell 14 kg.

Lapierre Zesty 514

Morewood Kalula Eigenbau – Modell 2015

Dieses Freeride-/Downhill-Bike habe ich genau nach meinen Vorstellungen selbst zusammengebaut. Der Morewood Kalula Rahmen (2015er Modell), der Fox Van RC Stahlfederdämpfer und die RockShox BoXXer Team Coil Doppelbrückengabel bilden die Basis. Das Bike verfügt somit über einen Federweg von 200 mm vorne und 180 mm hinten und dank der Stahlfedern über ein optimales Ansprechverhalten. Desweiteren wurden eine Shimano XT 1 x 11-Schaltung, Shimano XT Scheibenbremsen mit Mineralöl und der Spank Spike 26-Zoll-Laufradsatz montiert. Plattformpedale sind bei so einem Bike eine Selbstverständlichkeit. (Details zu den Komponenten und zum Aufbau hier!)

Das gedämpfte Shimano-M8000-Schaltwerk und eine Kettenführung verhindern effektiv das Herunterspringen der Kette. Dies ist auch notwendig, denn das Bike wurde speziell für schnelle Fahrten in hartem, felsigen Gelände, sowie Sprünge und Drops konstruiert. Diese Aufgabe erfüllt das Morewood auch mit Bravour. Das Bike fährt sich steif und direkt, es vermittelt das Gefühl großer Sicherheit und Stabilität und ist durch seine kompakte Bauweise und die 26″-Räder wendig genug, um auf technisch schwierigen Trails präzise gesteuert zu werden. Auch wenn es sich naturgemäß bergauf nicht so ergonomisch fährt wie mein Alpencross-Fully, macht es einen riesen Spaß mit dem Bike zu fahren. Für einen Alpencross ist das Bike nicht geeignet. Das Gewicht liegt bei genau 16,5 kg.

bike_morewood

Morewood Kalula 2015

BXT T1000 China-Carbonbike – Modell 2021

Die Herausforderung war, ein superleichtes 29-Zoll Carbon-Hardtail zu bauen, das preislich noch auf einem akzeptablen Niveau liegt. Dies gelang mir mithilfe eines aus China importierten Carbonrahmens der Marke BXT. Der Import verlief zwar nicht reibungslos. Ich hatte zuerst einen Rahmen eines anderen Herstellers, der fehlerhaft war und mir der Kaufpreis erstattet wurde. Dann einen Rahmen eines weiteren Herstellers, der nie ankam. Der BXT-Rahmen war dann endlich einwandfrei. Die Komponenten wurden von mir genauestens recherchiert und selektiert, sodass ich am Ende auf mein Wunsch-Leichtfahrrad steigen konnte. (Details zu den Komponenten und zum Aufbau hier!)

Die RockShox SID 100 mm Federgabel ist hervorragend, ansonsten habe ich mich bei Schaltung und Bremse für die robuste Shimano-Standardausstattung entschieden. Insgesamt nur 10,2 kg wiegt das Bike, und das obwohl es ein 29-Zoll-Fahrrad ist und nicht schlauchlos aufgebaut wurde.

Vortrieb Rohloff City Bike – Modell 2010 (✝ R.I.P.)

Dass ein Mountain Bike im Allwetter-Stadtbetrieb unnötig leidet, habe ich an meinem letzten Bike nur zu deutlich erfahren. Da ich die meisten Kilometer im Jahr in der Stadt zurücklege habe ich beschlossen, mir ein robustes, zuverlässiges und wartungsarmes Bike für den Stadtverkehr zuzulegen. Entschieden habe ich mich für ein Custom Bike von Vortrieb mit MTB-Rahmen, Rohloff 14-Gang-Nabenschaltung, Magura HS33-Hydraulikbremsen, einer LED-Beleuchtung mit Nabendynamo und mit Starrgabel. Mit diesem Bike fahre ich im Schnitt 7500 km im Jahr.

Nach einer Fahrleistung von insgesamt ca. 80.000 km musste ich nun schweren Herzens Abschied nehmen von dem Bike, dass mich 11 Jahre lang täglich in die Arbeit und durch die Stadt transportiert hat. Das Bike an sich war noch recht gut, jedoch stand der Austausch von Verschleißteilen an und man hätte größere Komponenten ebenfalls austauschen müssen, da sich die Standards geändert haben. Da ich sowieso lieber mit Scheibenbremsen fahre und die Rohloff-Nabe etwas überdimensioniert für meine Bedürfnisse war, wurde das Bike ausgeschlachtet, die brauchbaren Teile verkauft und der Rest entsorgt.

bike_vortrieb

Vortrieb Rohloff City Bike

Peugeot Magnum 800 – Modell 1991 (verschenkt)

A.k.a. „Der rote Blitz“. Dieses Retro-Mountainbike habe ich 2014 vor seinem sicheren Tod im Recyclinghof gerettet und fahrtauglich gemacht. In einer umfangreichen Restaurations-Aktion wurde es komplett zerlegt, entrostet, gereinigt und gewartet. Es ist ausgestattet mit Cantileverbremsen und einer Shimano 14-Gang-Schaltung. Die alte 3-fach Kurbelgarnitur habe ich komplett getauscht gegen ein Hollowtech-Innenlager und eine 2-fach SLX-Kurbel. Die neue 7-fach Zahnkranzkassette wurde entsprechend ausgelegt, um ein möglichst breites Gangspektrum mit dem Schwerpunkt auf Berggängen zu haben. Ein neuer Sattel, ein Riser-Lenker, neue Reifen und neue Schalt- und Bremszüge haben dafür gesorgt, dass man nun mit diesem alten Mountainbike anspruchsvolle MTB-Touren fahren kann. Das Gewicht dieses Klassikers liegt bei 12,8 kg. 2015 habe ich mit diesem Bike einen anspruchsvollen Alpencross absolviert und damit bewiesen, dass man kein superteueres High-End-Bike braucht, um die Alpen zu bezwingen.

Inzwischen habe ich mich von diesem unverwüstlichen Klassiker getrennt und es verschenkt.

bike_peugeot

Peugeot Magnum 800

Bulls Race Pro 9.80 – Modell 2003 (✝ R.I.P.)

Mein altes Hardtail aus dem Jahr 2003. Durchgenudelt und ausgelutscht. Das Teil hatte grob 41.000 km auf dem Buckel. Es wurde bei jedem Wetter und in jeder Jahreszeit gefahren, ohne Rücksicht auf Verluste. Vom Stadtverkehr bis hin zu härtesten Schotter- und Wurzeltrails. Das Bike hatte eine XT-Komplettausstattung, die mich nie im Stich gelassen hat. Nach dieser Laufzeit war die Schaltung jedoch etwas ausgeleiert, und ich hatte bereits das dritte Ritzelpaket drauf. Der Original-Steuersatz war minderwertig und musste nach rund 20.000 km getauscht werden. Die Federgabel Mars Manitou war völlig durch. Da federte nicht mehr viel. Ihre durchschnittliche Qualität und die Tatsache, dass sie nie gewartet wurde (my bad!) hatten das Teil im Laufe der Jahre zur Starrgabel mutieren lassen. Der Sattel war noch das Originalteil und fühlte sich an, als hätte man ein Scheit Holz auf die Sattelstütze geschraubt. Fuhr man Wurzeltrails und steinige Passagen, kam man sich am Abend vor, als hätte man einen wilden Ochsen stundenlang auf einem Eichenholzsattel zugeritten.

bike_bulls

Bulls Race Pro 9.80

Winora Mountainbike – Modell 1991 (✝ R.I.P.)

Mein erstes Mountainbike der Marke Winora aus dem Jahr 1991 mit Alurahmen und ohne jegliche Federung. Die Ausstattung war eine Shimano Deore DX Schaltung mit dazugehöriger Kurbelgarnitur und Cantilever-Bremsanlage. Gefahren bin ich damals ausschließlich mit den Schwalbe Marathon Reifen, welche die einzigen wirklich pannensicheren Reifen waren. Der ursprüngliche Lenker war aus Carbon, ist aber bei einem schweren Unfall abgebrochen und wurde dann von mir durch einen Alulenker ersetzt. Ein zuverlässiges und tolles Bike, das nicht nur ein geniales Touren- und Geländebike war, sondern mich auch pannenfrei mit Packtaschen über tausende Kilometer Schottertrails durch Griechenland transportiert hat!

bike_winora

Winora Mountainbike