China-Carbon-Hardtail Aufbauprojekt Teil 3: Montage

Nachdem ich das Bike mit dem Trifox-Rahmen schon fast vollständig montiert hatte, entschloss ich mich aufgrund eines Mangels am Rahmen zur Reklamation. Nach einer relativ unkomplizierten Gewährleistungsabwicklung und einer darauf folgenden mehrmonatigen Neubestellungs-Odyssee hielt ich schließlich den Rahmen BXT T1000 in den Händen, der nach einer eingehenden Untersuchung absolut fehlerfrei war. Nach dem Zerlegen und Entsorgen des alten Rahmens (Kaufpreis wurde zurückerstattet) konnte der Aufbau schließlich weitergehen.

Laufräder

Begonnen habe ich den Aufbau mit den Laufrädern. Zunächst musste das Felgenband verklebt werden. Das Felgenband sorgt dafür, dass bei den Speichennippeln keine Luft entweichen kann, falls man schlauchlos fährt. Ansonsten schützt es den Schlauch an den Speichenlöchern. Die Felge muss dafür vollkommen sauber und fettfrei sein. Beim Verlegen muss man sorgfältig darauf achten, dass das Felgenband gerade und blasenfrei auf die Innenseite der Felge geklebt wird, damit keine Luft entweichen kann. Man sollte ca. 10 cm vor dem Felgenloch beginnen und am Ende das Band etwa 20 cm überlappen. Dann können Schlauch und Mantel montiert werden.

Schließlich wird am Hinterrad die Zahnkranzkassete aufgesteckt und mit der Rändelschraube und dem Spezialschlüssel verschraubt. Außerdem wird an beiden Rädern die Bremsscheibe angeschraubt. Da es sich um einen regulären (non-boost) Laufradsatz handelt und ich eine Boost-Gabel bestellt habe, muss ein Spacer zwischen Felge und Bremsscheibe gesetzt werden, bevor die Scheibe verschraubt wird. Damit das passt, sind beim Spacer längere Schrauben mitgeliefert.

Innenverlegung Schaltzug/Bremsleitung

Bevor man Innenlager und Steuersatz einbaut, empfiehlt es sich, die innenverlegten Leitungen anzubringen. Durch die Öffnungen am Innenlager und Steuerrohr hat man die Möglichkeit, in den Rahmen zu blicken, um die Leitungen besser verlegen zu können. Als Zughilfe sind Liner durch den Rahmen verlegt, die beim Führen der Leitung durch den Rahmen helfen sollen. Dies hatte beim Trifox-Rahmen überhaupt nicht funktioniert. Der aktuelle BXT-Rahmen war jedoch wesentlich besser verarbeitet. Die Zughilfe für den vorderen Umwerfer konnte entfernt werden, da ich aufgrund meiner 1×11-Schaltung vorne keinen Umwerfer benötige.

Die Verlegung des hinteren Schaltzuges war völlig problemlos. Man kürzt zunächst die Schaltzughülle, sodass man das passende Stückchen vom Schalthebel zur Öffnung im Unterrohr hat, und das Stückchen von der Öffnung im Hinterbau zum Schaltwerk. Auf die richtige Länge sollte hierbei geachtet unbedingt werden (extremen Lenkeinschlag testen!). Dann fädelt man den Schaltzug durch den Liner (das ist ein dünner Plastikschlauch) komplett durch den Rahmen, bis er am Hinterbau wieder herauskommt. Danach kann der Liner entfernt werden. Der Schaltzug verläuft also im Rahmen „nackig“.

Die Verlegung der Bremsleitung war etwas schwieriger, da hier ein Liner fehlte. Die Bremsleitung musste ich vorher entleeren; ein Entlüftungsset für die Bremse benötigt man also. Dann konnte ich die Leitung von Hinten, also vom Hinterbau bis zum Innenlager einfach durchschieben. Da man am Rahmen unter dem Innenlager einen Deckel abschrauben kann, geht dies problemlos. Von dort bis hoch zur Austrittsöffnung am Unterrohr war dies schwieriger, da ich die obere Öffnung beim Durchfädeln nicht treffen konnte. Ich zog also den Liner von oben durch die Öffnung und bugsierte ihn durch das Unterrohr zum Innenlager wieder heraus. Dann klebte ich die Bremsleitung mit Tesafilm am Liner fest und schob sie von unten durch das Unterrohr, während ich von oben vorsichtig am Liner zog. Der Liner gab der Leitung dann die gewünschte Richtung, sodass die Leitung beim ersten Versuch durch die Öffnung oben durchgefädelt werden konnte.

Innelager und Steuersatz

In nächsten Schritt wird das Innenlager im Rahmen montiert. Da ich einen Rahmen mit BSA-Gewinde gekauft habe, ist die Montage unkompliziert. Das Gewinde sollte ordentlich eingefettet werden. Dann wird das Hollowtech-Innenlager mit den beiden Spacern eingeschraubt. Oft kommt ein Spacer auf jede Seite. Nach dem Aufbau fand ich jedoch die Kettenlinie günstiger, wenn ich auf der Kettenblatt-Seite keinen Spacer verwendete, auf der anderen Seite jedoch zwei. Dadurch lag die Kette etwa 2 mm näher am Rahmen und im kleinsten Berggang lief die Kette dadurch reibungsärmer. Dies hängt immer von der Rahmengeometrie ab und kann im Nachhinein mit wenig Aufwand angepasst werden. Für den Einbau des Innenlagers braucht man den Hollowtech-Schlüssel von Shimano. Die Schraubrichtung ist dabei zu beachten, die Lagerschalen sind entsprechend beschriftet.

Die Montage des Steuersatzes war unkompliziert. Beim integrierten Steuersatz benötigt man keine Lagerschalen. Die Lager werden ordentlich eingefettet und dann direkt in die vorgesehenen Stellen im Steuerrohr des Rahmens gesteckt.

Federgabel

Wenn man die Gabelkrone auf die Federgabel gesteckt hat, kann man sie von unten durch das Steuerrohr schieben. Dann steckt man von oben den Steuersatz-Sprengring und die obere Staubkappe auf den Gabelschaft. Es folgen bei Bedarf Spacer, die beeinflussen, wie hoch der Vorbau/Lenker sein soll. (Die Höhe des Lenkers sollte man testen indem man sich auf das Fahrrad setzt, bevor der Gabelschaft gekürzt wird!) Dann wird der Vorbau aufgesteckt und leicht fixiert. Ich stecke oben meistens noch einen 5-10 mm Spacer drauf, damit ich später noch die Möglichkeit habe, bei Bedarf den Lenker höher zu stellen bzw. die Gabel auch in einen anderen Rahmen einzubauen. Denn wenn der Gabelschaft einmal gekürzt ist, kann man das nämlich nicht mehr rückgängig machen. Nun wird durch Einritzen die Stelle am Gabelschaft markiert, an der gekürzt wird. Man sollte beim Absägen etwa 1 mm tiefer gehen, damit die Abdeckkappe Platz hat.

Wenn man sich für die gewünschte Länge entschieden hat (wie gesagt, ggf. Lenker an den Vorbau schrauben und die Höhe testen), baut man die Gabel wieder aus und kann nun mit der Metallsäge den Gabeschaft an der markierten Stelle absägen. Mit einer Metallfeile glättet man anschließend die Schnitt-Stelle. Dann baut man die Gabel wieder ein. Nun muss die Gabelkrone eingeschlagen werden. Wie man das am Einfachsten hinbekommt, zeige ich in meinem Aufbauvideo. Man braucht dafür nur einen Kunststoffhammer.

Sonstiges

Beim Anbau der restlichen Komponenten, wie Bremsen, Schaltung, Kurbelgarnitur, Sattelstütze etc. ist nichts Spezielles zu beachten. Wichtig ist vor allem, dass das Schaltwerk richtig ausgerichtet wird und die Kette auf die richtige Länge genietet wird. Das ist jedoch einen Standardprozedur, die bei jedem Bau gleich funktioniert. Am Ende wurden noch die Bremssättel ausgerichtet und die Bremsen entlüftet.

Nach dem Aufbau habe ich das Bike gewogen und bin exakt auf die im Voraus berechneten 10,2 kg gekommen. Dieses Hardtail ist für einen 29-Zöller das reinste Federgewicht und ich bin hochzufrieden damit. Außerdem mag ich die schlichte schwarze Optik. Demnächst folgt noch ein Fahrtest und ein Fazit.

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7 Antworten

  1. Buddy sagt:

    Tolles Rad, keine Frage. Aber… ich werde den Eindruck nicht los, dass es besser und schneller gewesen wäre, einfach ein gutes Carbon Bike (z.B. Canyon Exceed) zu bestellen und dann die paar eigenen Sonderteile auszutauschen wie gewünscht. Dann spart man sich den ganzen Hin- und Herversand nach Asien und muss sich nicht die grauen Haare färben, die man sich wegen des Ärgers eingeheimst hat. Und man hat danach einen Qualitätsrahmen mit Herstellergarantie. Weil sooo viel anders ist jetzt Dein Aufbau auch wieder nicht als wie ein hochwertiges Carbon HT eines Markenherstellers. Ein fertiges Bike ist immer billiger als eine Haufen Einzelteile, die man sich zuschicken lassen muss. Da spart man durch Eigenbau wiederum nicht so viel.
    Sehe nur ich das so oder habe ich was entscheidendes übersehen?

    • Gletschersau sagt:

      Naja, wenn ich mir das Canyon Exceed CF 6 anschaue, liegt das preislich auf ähnlichem Niveau. Die Pedale fehlen, es wiegt etwas mehr und sowohl Felgen als auch Federgabel können qualitativ mit meinem Selbstbau nicht mithalten. Das ist entscheidend, weil diese beiden Bauteile mit Abstand die teuersten waren. Wenn ich hier günstige Komponenten verwende, ist mein Bike auch ein paar hundert Euro billiger. Von Schaltung und Bremsen abgesehen, sind die restlichen Komponenten des Canyon-Bikes nicht meine Wunschteile. Insofern hat sich der Selbstbau gelohnt. Zumal ich gerne mein Bike selbst zusammenschraube und mich mit der Technik auseinandersetze. Es geht also nicht primär darum, möglichst viel Geld zu sparen.

      Schaust du dir z.B. das Exceed CF 7 an, mit gescheiten Felgen und einer ordentlichen Gabel, kostet das 400 EUR mehr.

      Übrigens, die Bestellung des Rahmens in China war ein Experiment, auf das ich mich bewusst eingelassen habe. Ich denke es ist für die Leser auch interessant zu erfahren, wie das abläuft.

  2. Buddy sagt:

    Verstehe. Natürlich hast Du ausgiebig Vergleiche gemacht und lange gerechnet, was einzelne wo was kosten und wann sie eintreffen etc. und ob sich das rentiert.
    Das Exceed CF 7 gab’s halt in der Frühjahrs Promotion für EUR 2299,- und ich hatte zu lange überlegt, dann war meine Größe ausverkauft. Und andere Hersteller haben ja auch gute Bikes.
    Freue mich aber auf neue Touren Videos von Dir, die sind nämlich klasse! Gruß

  3. Alexander sagt:

    Hallo Andreas.
    Kannst du den BXT Rahmen empfehlen? Ich habe immer bedenken wegen dem Versand bzw Zoll.

  4. Buddy sagt:

    Wie es der Zufall will, war ich letztes Wochenende in diversen Radgeschäften für ein Allmoutain Bike.
    Stumpjumpers, Treks Remedy und diverse Stereos… Alles Wahnsinnsmaschinen mit Vollausstattung für schwierige Trails. Aber bei allen ist man ab ca. 15kg dabei und ich bin alles andere als ein starker Riese. Kein Wunder, daß sich eMTBs überall durchsetzten.
    Dann hatte ich irgendwann ein Specialized Epic Hardtail in der Hand. Ca. 9,3kg, also wie Deins.
    Mein Interesse an den Fullies war schlagartig erloschen, denn ein MTB so leicht wie ein Rennrad ist supersexy. Vor allem, wenn man es öfters tragen will beim Hike&Bike.
    Jetzt bin ich auch am planen, mir so eins wie Deins aufzubauen. Denn das Epic S-Works war leider ganz knapp ( ;D ) ausserhalb meines Budgets.

    • Gletschersau sagt:

      Ein superleichtes Hardtail mach viel Spaß, das ist auf jeden Fall eine gute Idee. Ein Fully ist halt für einen ganz anderen Einsatzzweck gedacht. Ich fahre zurzeit mehr mit dem Hardtail als mit dem Fully, ich mag das technische Fahren.

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