Sellaronda Bike Day 2023

Nach einer zweieinhalbstündigen Anfahrt mit einem umweltfreundlichen E-Auto bin ich in Wolkenstein im Grödnertal angekommen, bereit für die Teilnahme beim 17. SellaRonda Bike Day. Ziel des Tages war, die Sellagruppe mit dem Fahrrad zu umrunden (in meinem Fall mit dem Mountainbike). Dabei galt es, vier Pässe zu überwinden, nämlich das Sellajoch (2244 m), den Passo Pordoi (2239 m), den Passo Campolongo (1878 m) und zu guter Letzt das Grödnerjoch (2121 m). Es gibt vier Einstiegspunkte für die Tour, nämlich Wolkenstein, Canazei, Arabba und Corvara.

Ab 8:30 waren die Straßen für den Verkehr gesperrt, sodass die Biker ungestört radeln, kämpfen, schwitzen, fluchen und feiern konnten. Die ungefähr 20.000 Teilnehmer sorgten für ein dichtes Gewusel auf den Passstraßen und für eine gelöste Stimmung. Übrigens: für den 16. September 2023 ist die Herbstausgabe des Bike Day geplant.

Mein Carbon-Hardtail war bestens geeignet, insgesamt 2000 Hm Anstieg und 63 km Distanz auf Asphalt zu bewältigen. Zunächst musste ich die Straße von Wolkenstein zum Plan de Gralba hochfahren. Kurz danach kam der Abzweig, der zum Sellajoch bzw. zum Grödnerjoch hinauf führt. Ich hielt mich rechts und war noch recht frisch, als ich nach 700 Hm Uphill auf 2244 Metern Höhe das Sellajoch erreichte. Im Hintergrund sind der Plattenkofel und der Langkofel zu bewundern.

Darauf folgte eine rasante Passabfahrt in Richtung Canazei. Man folgt der Straße jedoch nicht weiter, sondern biegt links ab zum nächsten Uphill von 430 Hm. Insgesamt hat man fast auf der gesamten Tour eine super Aussicht auf die Sellagruppe mit dem höchsten Gipfel Piz Boè. Der Passo Pordoi war schnell erreicht und ich merkte zunehmend die Anstrengung. Ein selbst gemachtes Sportgel versorgte mich unterwegs immer wieder mit Energie. Oben auf 2240 m angekommen war schon mehr als das halbe Uphill-Pensum überwunden, was mich in eine sehr optimistische Stimmung brachte.

Deshalb machte ich auch hier nicht lange Halt, sondern ließ es wieder einmal krachen und sauste mit Rennradfahrern um die Wette hinab nach Arabba. A propos: Geschätzt nahmen an dem Event 80% Rennradfahrer teil (die meisten davon aus Italien), 17% E-Bike-Fahrer und 3% Leute wie ich, mit einem Mountainbike ohne elektrischem Antrieb. Vom Retro-Rennrad aus den 60ern über das E-Klapprad bis hin zum 8000-Euro-Renner waren fast alle Fahrradklassen vertreten.

In Arabba angekommen, fühlte ich mich zurückversetzt in das Jahr 2016, als ich im Rahmen meines Dolomitencross vom Passo Campolongo nach Arabba mit meinem Reisepartner Martin abgefahren war. Wir hatten damals in Arabba übernachtet.
Der nächste Anstieg war kurz Nur 290 Hm ging es bergauf bis zum Passo Campolongo. Euphorie machte sich breit, denn jetzt stand mir nur noch ein Passanstieg bevor.

Nach einer 10-minütigen Pause, in der ich eine Kleinigkeit aß und meinen Hintern und den Rücken etwas entlasten konnte, ging es an die letzte Etappe. In wenigen Minuten war ich schon unten in Corvara. Hier war Partystimmung, doch ich wollte meinen Flow nicht unterbrechen und bin einfach durchgefahren. Die letzten 600 Hm wollten bezwungen werden! Ich merkte schon bald, dass meine Energiereserven fast aufgebraucht waren. Der elende Anstieg mit ungefähr 18 Serpentinen zog sich wie Kaugummi. Um die Mittagszeit gab es im Sella-Gebiet ein paar kleine Regenschauer, doch glücklicherweise genau dort, wo ich nicht war. Somit musste ich wenigstens nicht unter meiner Regenjacke schwitzen.

Geschwitzt habe ich trotzdem, und zwar eine Mege. Auf dieser Etappe hat man oft einen freien Blick auf die Serpentinen, die hinter – aber auch vor einem liegen. Das kann leicht demoralisierend wirken, wenn man den Blick nicht starr auf die 2 Meter Asphalt vor dem Vorderrad richtet. Die fantastische Aussicht zwingt den Naturliebhaber jedoch immer wieder zum Rundumblick, um die Bergwelt zu bewundern. Und mit Grauen die Serpentinen wahrzunehmen, die noch vor mir lagen. Meter für Meter quälte ich mich bergauf. Schieben kam nicht infrage, lieber würde ich im Straßengraben kollabieren. So schaffte ich es am Ende natürlich doch bis zum Grödnerjoch.

Für die letzte Abfahrt wurde die Federgabel wieder entsperrt, die über die gesamte Tour gelockt war. Jetzt konnte der Schweiß im Shirt wegtrocknen und hinterließ nur noch Salzränder. Am Auto angekommen, war ich sehr zufrieden mit der bestandenen Challenge! Das war die längste Tour mit den meisten Höhenmetern gewesen seit… August 2020! Ich habe natürlich noch Defizite in der Bike-Ausdauer, doch meine Motivation wurde geweckt, wieder öfter biken zu gehen.

Wer Lust hat, kann sich meine Video-Dokumentation zum Sellaronda Bike Day auf YouTube ansehen:

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