105 km Radtour rund um München

Vor ein paar Tagen nutzte ich das einladende Wetter, eine penibel geplante Münchenumrundung mit dem Mountainbike zu fahren.

Rund um München Karte

Die Tour beginnt an der S-Bahn-Haltestelle Unterhaching, man kann aber jeden beliebigen Wegpunkt als Einstiegspunkt wählen. Mit 105 km lässt man sich auf eine anstrengende Tagestour ein, zumal sie Asphalt und Verkehr vermeidet und einige nette Trailabschnitte enthält. Außerdem bekommt man etliche sehenswerte Orte rund um München zu Gesicht und lernt so den Charakter verschiedener Stadteile und Orte aus dem Speckgürtel kennen. Ich habe mich bemüht, die Strecke möglichst abwechslungsreich und interessant zu gestalten und denke, das ist mir sehr gut gelungen.

Flugfeld Neubiberg

Das erste Highlight ist das 2 km lange ehemalige Flugfeld Neubiberg. Dieser Militärflugplatz ist seit 1997 nicht mehr in Betrieb und wird inzwischen als Naherholungsgebiet unter dem Namen „Landschaftspark Hachinger Tal“ genutzt. Zuerst geht es die Rampe am Ende des Flugfeldes hinauf, dann über ein paar Trails durch die umliegenden Wiesen, bevor ich im Osten am Friedhof Neubiberg zum Aussichtshügel hinauffahre. Eine holprige Treppenabfahrt lässt kurz Trailfeeling aufkommen, bevor ich Neubiberg verlasse und mich unter Vermeidung des Verkehrs zum Münchner Stadtteil Rahmersdorf aufmache.

Aussichtshügel Neubiberg

An dessen östlichen Ende findet man ein Waldstück, in dem sich eine alte Kiesgrube mit dem winzigen Rothsee befindet. Hier gab es schon etliche besorgte Aufschreie der Naturschützer und Befürchtungen durch Verunreinigungen von Leuten, die dort ihre Freizeit verbringen möchten. Man hat sogar in Erwägung gezogen, dieses Gebiet einzuzäunen. Das Areal scheint aber sehr naturbelassen und sauber zu sein. Auf ein paar Trails und Waldwegen verlasse ich München und fahre ich weiter über Oedenstockach und Solalinden, bevor ich den Stadtteil Messestadt-Riem betrete.

Kiesgrube Roth Rahmersdorf

Ich schwenke direkt zum Riemer Park ein, dem Gelände des ehemaligen Flughafens München-Riem, der im Rahmen der Bundesgartenschau 2005 zum Landschaftspark umgebaut wurde. Die Gestaltung ist sehr geometrisch und wirkt dadurch etwas steril, dennoch ist es ein wichtiges Erholungsgebiet im Münchner Osten. Der integrierte künstliche Riemer See verfügt sogar über einen Badestrand.

Riemer See

Den Abstecher auf den Rodelhügel, der aus dem dem Abbruchmaterial des ehemaligen Flughafens aufgeschüttet wurde, lasse ich mir nicht nehmen. Ich nehme die steile direkte Linie nach oben, die sich immer noch gut fahren lässt. Von hier hat man eine sehr schöne Aussicht auf den Park mit dem angrenzenden Wohngebiet und dem Messegelände.

Rodelhügel Riem

Vollgas geht’s wieder runter und ich halte mich weiter nach Nordosten, bis ich über Felder und einem nicht vermeidbaren 1,5 km langen Landstraßenabschnitt nach Überquerung der A95 in Feldkirchen lande.

Felder zwischen Riem und Heimstetten

Ich durchquere den Ortsrand, vorbei am Tesla Service-Center und komme am Heimstettener See an, einer der vielen Baggersehen rund um München. Der See entstand 1938, nachdem das Gelände vorher zum Kiesabbau genutzt wurde, und wurde später zum Badesee umgestaltet. Kieswerke gibt es jede Menge im Raum München, da der Boden reich am durch die Isar angespülten Gestein ist. Für ein Bad ist jedoch keine Zeit, also überquere ich die A99 und setzte meine Fahrt am Ortsrand von Heimstetten entlang der Felder nach Kirchheim fort. Alles fast ohne Autoverkehr!

Heimstettener See

Die Belästigung durch Autolärm und Abgase bleibt mir auch auf den gut ausgetüftelten kleinen Wegen durch Kirchheim erspart, genauso bei der Überquerung weitläufiger Felder nach Norden bis zum Ismaninger Speichersee. Vom See bekommt man jedoch nichts zu sehen, da der Blick durch die zahlreichen Biotope neben dem Radweg versperrt wird. Auf halber Strecke entlang der Biotope weist mich ein Schild darauf hin, dass die B471 nicht überquert werden kann. Egal, ich ignoriere das und treffe schließlich auf die stark befahrene Bundesstraße. Ich muss mein Bike über die Leitplanke hieven, dann kann ich die 300 m lange Brücke über den Isarkanal überqueren, bevor ich direkt danach über eine kleine Treppe auf den Feldweg nach Ismaning stoße.

Eisweiher Ismaning

Der malerische Eisweiher liegt im Süden von Ismaning. An ihm vorbei folge ich ein kurzes Stück der Flughafen-S-Bahn-Linie, dann durchquere ich völlig ohne Verkehr über versteckte Wege entlang dem Seebach den Ort bis zur Isar. Ich folge der Isar nur ein kurzes Stück, dann muss ich den Fluss auf einem Radweg neben der B471 überqueren und biege gleich danach rechts auf einen schmalen Singletrail ein, den man leicht übersehen kann.

Waldtrail bei Garching

Ein schöner Waldtrail bringt mich durch die Isarauen über die Felder östlich von Garching zum Mühlbach. Dann durchquere ich auf Nebenstraßen und Fußwegen Garching. Wieder einmal muss ich über die Autobahn, diesmal die zu jeder Tages- und Nachtzeit stark frequentierte A9, bevor ich am Garchinger See ankomme. Das wäre die inzwischen dritte Bademöglichkeit heute. Wieder ein alter Baggersee, der im Jahr 2003 saniert wurde und seitdem als Badesee geeignet ist. Im Rahmen der Sanierung wurden zigtausend Kubikmeter Kies und Schlamm aus dem See gebaggert und die Ufer teilweise als Liegewiesen angelegt.

Garchinger See

Direkt an den See Grenzt das Naturschutzgebiet Mallertshofer Holz mit seiner Heidelandschaft. Das riesige Areal war früher teilweise ein Truppenübungsplatz. Heute blickt man über eine weite flache Landschaft, die von ein paar kleinen Kiefernwäldchen durchsetzt ist. Sehr schön für das Auge!

Mallertshofer Holz

Auf der Heide ist oft eine Schafsherde als natürlicher Rasenmäher unterwegs, der ich heute begegne. Am westlichen Ende des Naturschutzgebiets passiere ich den kleinen Mallertshofer Baggersee, der teils von FKK-Freunden genutzt wird – Bademöglichkeit #4.

Schafe auf der Mallertshofer Heide

Vor der Überquerung der B13 entpuppt sich ein Bahngleis als Hindernis, auf dem direkt vor meiner Nase ein Güterzug hält. Da der Zug keine Anstalten macht weiterzufahren, hat der Zugführer auch keine Einwände, als ich vor seiner Lock die Gleise überquere. Wieder muss ich das Bike über eine Leitplanke wuchten um anschließend die B13 zu queren.

Bahnlinie an der B13

Über Pfade und Waldwege nehme ich einen kleinen Umweg zur Waldschänke Bergl in Kauf, weil ich den Trail entlang des Berglbachs ausprobieren möchte. Der Singletrail ist den Umweg auf jeden Fall wert und er endet just an der Linde, unter welcher der Schriftsteller Waldemar Bonsels (1880–1952) seinen Roman „Biene Maja“ verfasst haben soll. Da hier ungefähr die Hälfte der Tour geschafft ist, mache ich eine kurze Rast, doch die Inspiration zu schriftstellerischen Ergüssen will nicht kommen. Also steige ich wieder in den Sattel und bin bald beim Schloss Schleißheim angekommen.

Berglbach Trail

Die Schlossanlage darf nicht mit dem Fahrrad befahren werden, deshalb fahre ich am Haupteingang vorbei und mache dabei ein kurzes Foto. Das Schloss besteht aus drei einzelnen Schlossbauten (Altes Schloss, Neues Schloss und Schloss Lustheim), die im 17. und 18. Jahrhundert errichtet wurden. Es gehört zu den größten Residenzen im Münchner Raum und wird zu den bedeutendsten Barockanlagen Deutschlands gezählt.

Schloss Schleißheim

Gleich hinter der Schlossanlage gibt es einen Aussichtshügel, den ich natürlich nicht auslassen möchte. Die Aussicht ist jedoch relativ uninteressant, man blickt einfach auf die Felder und den Flugplatz Schleißheim, auf dem ein lärmender Hubschrauber gerade ein Übungsmanöver durchführt. Ich verweile nur kurz und düse weiter gen Süden.

Aussichtspunkt am Flughafen Schleißheim

Wieder überquere ich die A99, diesmal die Nordumfahrung, und komme im Naturschutzgebiet Hartelholz des Stadtteils Hasenbergl an. Diesen Ort kenne ich schon von meiner Mammutrunde München. Das Gebiet Hartelholz/Panzerwiese war früher ein kurfürstliches Jagdrevier. Im Mittelalter wurde das Gelände als Pestfriedhof genutzt. Diese grauenhafte Geschichte sieht man den Wäldern und Wiesen jedoch nicht mehr an. Ein wirklich schönes Erholungsgebiet im Norden von München!

Hartelholz

Über einige nette Singletrails schlängle ich mich zwischen A99 und dem Wohngebiet Hasenbergl entlang, bevor ich mich nordwestlich in Richtung Feldmoching halte.

Panzerwiese Hasenbergl

Hier lässt sich leider ein 1,5 km langer Straßenabschnitt (Herbergstraße) nicht vermeiden. Doch nach kurzer Zeit biege ich links ab und lande direkt beim Badesee #5, dem Feldmochinger See. Auch dies ist – dreimal darf geraten werden – wieder ein Baggersee, und zwar der drittgrößte im Münchner Stadtgebiet. Mittlerweile bin ich so verschwitzt, dass ich der Versuchung nicht widerstehen kann und mangels Badesachen zumindest ein halbes Erfrischungsbad nehme. Wobei hier etliche Leute FKK machen, ich hätte also auch einfach nackig reinspringen können.

Feldmochinger See

Die Meidung von Straßen gelingt mir weiterhin optimal. Nachdem ich die Dachauer Straße überquert habe, folge ich einem kleinen Waldtrail, der parallel zum Güterbahnhof verläuft und schließlich unter den Bahngleisen hindurchführt. Nach ein paar kleinen Nebenstraßen bin ich an der Würm angelangt.

Würm bei Allach

Dieser Fluß (hier sieht er eher wie ein Bach aus, weil er mit einem Teil seines Wassers den Nymphenburger Kanal speist) ist der einzige Abfluss des Starnberger Sees und mündet bei Dachau in die Amper. Nun kann ich fast vollständig entlang der Würm auf einem Radweg bequem und im Grünen nach Süden fahren.

Es geht vorbei am ehemaligen Jagdschloss Blutenburg. Das Schloss war durch eine Sichtachse mit dem Schloss Nymphenburg verbunden, die jedoch inzwischen zugewachsen ist. Auf einer Satellitenkarte kann man die Sichtachse noch sehr schön erkennen.

Schloss Blutenburg

Insgesamt 10 km fahre ich an der Würm entlang. Dabei durchquere ich den Pasinger Stadtpark und fahre über die A96. In Martinsried wende ich mich langsam wieder gen Osten und versuche mich möglichst ohne Straßen bis zum Forstenrieder Park durchzuschlagen. Ähnlich wie der Englische Garten ist der Pasinger Stadtpark als Landschaftsgarten mit Wiesen und Baumgruppen angelegt. Die Würm ist künstlich zu mehreren kleinen Seen aufgestaut. Durch den Park geht es zügig vorbei an Neuried und Fürstenried nach Pullach und dort direkt auf den Isar-Radweg.

Pasinger Stadtpark

Dem Radweg folge ich 7 km nach Norden bis zur Großhesseloher Brücke, einer Eisenbahnbrücke über die Isar, unter der ein Fuß-/Radweg verläuft. Da die Brücke unter Selbstmördern recht beliebt war, hat man 1985 den Fußgängerüberweg vollständig vergittert.

Großhesseloher Brücke

Ein etwas monotoner Radweg führt an der Bavaria Filmstadt vorbei, dann quer durch den Perlacher Forst. Mit dem Perlacher Mugl erklimme ich den letzten Aussichtspunkt. Zu sehen gibt’s nicht viel, aber die Auf- und Abfahrt machen Spaß, dann ich nehme die letzten 3 km unter die Räder.

Am Ende hat mich die Tour ziemlich geschlaucht, was vor allem daran lag, dass mir auf halber Strecke die Wasservorräte ausgingen. Erst dann fiel mir auf, dass man ohne Gesichtsmaske weder in einen Biergarten kommt, noch in einen Supermarkt. Dumme Sache! Zum Essen hatte ich was dabei, aber mit ausgetrocknetem Mund bekommt man keinen Bissen hinunter. Auch wenn 105 km nicht nach viel klingen, war die Tour durch den recht hohen Trailanteil auf jeden Fall viel anstrengender, als wenn man nur auf Asphalt dahinrollt. Insgesamt war ich etwa 7 Stunden unterwegs, und ich bin nicht sehr langsam gefahren und habe wenig und kurze Pausen eingelegt.

Besonders gut gefallen hat mir, dass ich es geschafft habe, eine landschaftlich schöne Route mit kaum Kontakt zum Autoverkehr hinzubasteln. Das war nicht einfach. Die kleinen Trails zwischendurch, die Badeseen, die Sehenswürdigkeiten und die Aussichtspunkte haben die Radtour aufgelockert und interessant gemacht. Ich empfehle, bei gutem Wetter auf jeden Fall Badesachen mitzunehmen, oder einfach die FKK-Bereiche zu nutzen. :-)

Wer die Route nachfahren möchte, kann sich hier die GPS-Daten herunterladen. Alle Angaben ohne Gewähr, nachfahren auf eigenes Risiko.

Gesamtstrecke: 103.97 km
Maximale Höhe: 581 m
Gesamtanstieg: 370 m

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4 Antworten

  1. Bud Fox sagt:

    Vor jeder Tour markiere ich immer auf meiner Route die Wasserbrunnen entlang meiner Strecke.
    Wenn Du auf Deinem GPS Bild „Thunderforest Cycle“ als Karte auswählst, bekommst Du die meisten Trinkwasserbrunnen angezeigt. Deine Route ging also haarscharf an mehreren Brunnen vorbei, z.B. bei Linkgeräumt im Forstenrieder Park. Das Wasser dort ist ausgezeichnet, ebenso direkt neben der Brücke bei der Marienklause. Und auch direkt neben der Haarlachinger Eisenbahnbrücke ist ein Brunnen mit frischem Quellwasser.

  2. Martin sagt:

    Bin die Tour gestern gefahren. Start Freitag um 17 Uhr nach der Arbeit. Die Hälfte noch bei Tageslicht mit toller Abendstimmung, die andere Hälfte allerdings im Dunkeln gefahren. Schöne Streckenführung, einige wenige Trails sehr matschig und kaum fahrbar. Auch min. zwei Sperrungen, da muss man halb flexibel umfahren. Nette Erlebnisse gehabt, Mann ist im Norden mit seiner Katze im Wald Gassi gegangen, Laola Welle beim Vorbeifahren an der Würm bekommen, im Osten haben mich Jugendliche im Dunkeln für einen Fahrradpolizisten gehalten.

    • Gletschersau sagt:

      Danke für deinen Erfahrungsbericht! Es freut mich immer, wenn euch meine Touren gefallen. Mit dem Matsch hat man generell im Isar-Bereich und in Wäldern ein Problem, wenn es die Tage vorher geregnet hat. Ich fahre z.B. die Isartrails meist nur, wenn es mindestens 2 Tage lang trocken war, weil ich keine Lust habe, ständig mein Bike zu putzen. :-)

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