Alpencross 2012 - Tag 7
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Pracul - Pieve di Bono - Storo - Lago di Ledro - Riva del Garda
Länge: 62 km
Steigung: 850 Hm
Dieser Tag sollte der Tiefpunkt meiner diesjährigen Transalp werden. Schon am Morgen fühlte ich mich wie ausgespuckt. Irgendwas hatte ich mir wohl am Passo di Campo eingefangen – eine leichte Erkältung vielleicht. Jedenfalls war mein Kreislauf im Keller, meine Stimmung ebenso. Draußen regnete es, gleichmäßig und hartnäckig. Kein Wetter für große Berge. Ich entschied mich gegen die geplante Route über den Cadria und rollte stattdessen über Storo außen herum.
Zunächst lief es noch ganz rund. Auf der Straße ließ sich bis Pieve di Bono gut und zügig abfahren, danach übernahm ein Radweg bis Storo das Kommando. Doch der Himmel hatte andere Pläne: Ein Gewitter brach über uns herein – mit allem, was dazugehört. Donner, grelle Blitze, Starkregen. An eine Passüberquerung war da nicht zu denken. Wir retteten uns unter das Vordach eines Baumarkts, standen nass und still zwischen Blumenerde und Gartenschläuchen und warteten, dass das Unwetter weiterzog.

Weiter ging’s – irgendwie. Von Storo aus zieht sich die Straße kurvenreich hinauf ins Valle di Ledro. Verkehr, Nieselregen, und ich mittendrin, kraftlos, genervt, mit pochendem Schädel und schlechter Laune. Jeder Höhenmeter war ein Fluch. Das Valle d’Ampola zog sich wie Kaugummi. Mir wurde klar: Auch den Bocca di Trat würde ich heute streichen. Direkt nach Riva, Schluss, Aus. So hatte ich mir das Finale nicht vorgestellt.

Die Straße zog sich endlos, aber irgendwann kam die Abzweigung: die Passstraße zum Tremalzo, die ich noch von meinem Alpencross 2010 kannte. Ein kurzer Schub Erinnerung, dann ein Radweg – und ich erreichte Tiarno di Sopra. Ab dort war der Weg gesäumt von abgerissenen Ästen, Blättern, zerschlagenen Zweigen. Golfballgroße Hagelkörner lagen noch in den Wiesen. Offenbar hatte sich hier kurz zuvor ein wüster Sturm entladen. Doch am Ledrosee dann das erste Aufatmen: Die Wolken rissen auf, der Himmel zeigte wieder etwas Blau. Ein Hoffnungsschimmer. Vielleicht würde ich doch noch trocken am Gardasee ankommen.

Und tatsächlich: Vom Ledrosee ging’s auf dem Radweg steil hinunter zur Via Ponale, dann entlang der Felswand in Richtung Riva. Die Sonne kam zurück, es wurde schlagartig warm. Mit jedem Höhenmeter, den ich verlor, kam die Energie zurück. Und der Entschluss: Ich würde den Bocca di Trat nachholen. Aber nicht heute. Erst mal ankommen.

In Riva gönnten wir uns ein Radler in der Nachmittagssonne. Ich verabschiedete mich von meinem Mitfahrer aus Immenstadt – dankbar für seine Gesellschaft über den Campo, die diese Etappe erträglicher gemacht hatte. Wir zogen Resümee über die letzten beiden Tage und die extremen Erlebnisse, bevor jeder wieder seiner Wege ging.

Dann fuhr ich weiter nach Torbole und checkte in mein Zimmer ein. Ich war müde und erschlagen. Ich duschte noch ausgiebig um den Schweiß, Staub und die Erschöpfung herunterzuspülen, und fiel danach direkt ins Bett.
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