Zecken – gefährliche Parasiten!

Seit einigen Wochen herrschen wieder optimale Bedinungen für eines der gefährlichsten Tiere Europas. Das ist nicht etwa ein Bär oder Wolf, sondern die Zecke, auch als gemeiner Holzbock bekannt. Durch dieses Milbentierchen kommen jedes Jahr wesentlich mehr Menschen zu Schaden, als durch andere europäische Wald- und Wiesenbewohner.

Dieser Parasit fühlt sich im feuchtwarmen Klima besonders wohl. Höhen über 1000 m meidet er, was uns Bergfreunde besondes aufatmen lässt. Er erklimmt in hinterlistiger Absicht Büsche und Gräser, um dort auszuharren und seinem Opfer aufzulauern. Sie erkennen ihren potentiellen Wirt an dem Geruch des Schweißes oder Atems, aber auch an Erschütterungen oder Lichtveränderungen. Im Vorübergehen streift man den Mistkerl ab, der sich dann sofort festklammert und auf Wanderschaft geht, auf der Suche nach einer geeigneten Einstichstelle. Dabei kann die Zecke oft stundenlang umherwandern, bis sie eine gemütliche, feuchte, warme und gut durchblutete Stelle gefunden hat. Das sind zum Beispiel Kniekehlen, Armbeugen, Achselhöhlen, hinter den Ohren oder in der Gegend der Leiste. (Meine letzte Zecke hatte sich an der Innenseite des Oberschenkels festgebissen.)

Was macht die Zecke so gefährlich?

Sie überträgt Krankheiten, die im schlimmsten Fall zu lebenslangen chronischen Beschwerden führen können. Das sind hauptsächlich die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und Borreliose. FSME ist der Fachbegriff für eine durch Viren verursachte Gehirnhautentzündung, eine Krankheit mit teilweise schlimmen Verlauf, die sich bis heute nicht kausal behandeln lässt. Es kommen in Deutschland etwa 200 Fälle von FSME-Infektion pro Jahr vor. Gegen FSME kann und sollte man sich unbedingt impfen lassen, wenn man viel draußen unterwegs ist.

Im Gegensatz zu FSME gibt es keine Impfung gegen Borreliose. Durch Borrelien (Bakterien) verursachte Infektionen kommen in Deutschland wesentlich häufiger vor, als FSME. Bis zu ein Drittel aller Zecken ist von Borrelien befallen. In Deutschland werden jedes Jahr knapp 100.000 Menschen mit Borreliose infiziert. Zu einer Erkrankung kommt es etwa in der Hälfte aller Fälle. Die Dunkelziffer ist wahrscheinlich höher, da der Krankheitsverlauf diffus ist und Borreliose oft nicht korrekt diagnostiziert wird. Besonders in Süddeutschland ist die Gefährdung groß (ca. 200 Fälle pro 100.000 Einwohner).

Bei einer Borreliose-Infektion kommt es oft nach fünf oder mehr Tagen zu einer sich ausbreitenden Rötung der Haut rund um die Einstichstelle. Das kann (muss aber nicht) begleitet sein von Fieber, Kopfschmerzen oder Unwohlsein. Wenn die Krankheit nicht schnell behandelt wird, breiten sich im Verlauf einiger Wochen die Erreger im Körper aus, es kommt zu grippeähnlichen Symptomen. Weiters werden oft Gelenke, Organe, Muskeln oder das Nervensystem angegriffen. Die Krankheitsbilder sind entsprechend unterschiedlich. Auf Dauer kann es zu Organschäden und lebenslangen chronischen schweren Beschwerden kommen, die sogar zur Erwerbsunfähigkeit führen können. Eine Behandlung im Frühstadium ist meistens erfolgreich. Je später eine Borelliose therapiert wird, desto schlimmer sind die Nebenwirkungen und desto geringer die Erfolgaussichten.

Fazit: Bei Anzeichen einer Borreliose schnellstmöglich zum Arzt!!! Der Arzt kann Borreliose anhand spezifischer Antikörper im Blut nachweisen. Meist ist eine Behandlung mit Antibiotika notwendig, die nach heutigem Wissensstand unverzichtbar ist! Wenn man diese Behandlung verschleppt, kann die Borreliose ein chronisches Stadium erreichen und unheilbar werden!

Wie kann man sich schützen?

Zunächst kann man sich durch das Tragen langer Hosen, die über die Schuhe reichen und dort zugebunden werden, einigermaßen schützen. Am wichtigsten ist jedoch, dass man einen Zeckenstich rechtzeitig entdeckt und schnell und richtig reagiert. Auf jeden Fall sollte man nach jedem Aufenthalt in der Natur seinen Körper nach Zecken absuchen, ganz besonders wenn man abseits der Wege im Unterholz oder hohen Gras unterwegs war (auch im Garten können die Viecher lauern).

Entdeckt man eine Zecke am Körper, muss diese unbedingt schnell und sachgemäß entfernt werden. Je länger das Mistvieh saugt, desto größer ist die Gefahr einer Infektion. Für die Entfernung verwendest du am besten eine so genannte Zeckenkarte (habe ich immer im Alpencross-Gepäck) oder eine spezielle Zeckenzange. Das ist wichtig, denn sie klammert sich ziemlich fest. Die Zecke darf nicht einfach rausgerupft werden, sondern du solltest sie anheben und vorsichtig an ihr ziehen, bis sie von alleine loslässt. Dabei darf das Tier keinesfalls gequetscht werden.

Andere Entfernungsmethoden (Öl, Kleber etc.) sind blanker Unsinn und erhöhen die Gefahr einer Infektion!

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Zeckenkarte im Einsatz

Den Parasiten kannst du anschließend vernichten und entsorgen. Außerdem solltest du in den folgenden Tagen die Einstichstelle beobachten, um zu sehen, ob sich eine Rötung bildet. Falls ja, unbedingt zum Arzt gehen! (Ich markiere mir die Stelle mit einem Edding, damit ich auch wirklich daran denke.)

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3 Antworten

  1. Franz sagt:

    Hallo Andy,
    der Warnung gegen Zecken kann ich uneingeschränkt zustimmen.
    Nachdem ich in 2013 schwerwiegende Probleme mit meinen Gelenken hatte, speziell die Finger konnte ich nicht mehr schmerzfrei strecken und beugen, wurde bei mir Borreliose festgestellt.
    Die anschließende Behandlung mit Antibiotika wurde von massiven Nebenwirkungen begleitet.
    Das fiese an Borreliose ist, dass die Erreger noch lange nach der Antibiotika Behandlung im Blut nachweisbar sind.
    Somit ist auch nicht mit Sicherheit feststellbar, ob die Behandlung von dauerhaftem Erfolg gekrönt ist.
    Bei mir sind die Symptome bisher nicht mehr aufgetreten. Die Erreger aber sind auch im Februar noch während eines Gesundheutschecks nachweisbar gewesen.
    Übrigens – wann mich eine Zecke erwischt hat kann ich nicht sagen. Leider habe ich den Biss nicht bemerkt.
    Eine Zeckenzange habe ich aber seitdem immer bei meinen Touren dabei.

    Franz

    • Gletschersau sagt:

      Danke für den Erfahrungsbericht!
      Ich kenne selbst zwei Borreliosefälle, einer davon ist unheilbar chronisch. Das ist kein Spaß mehr, die chronischen Beschwerden treten schubweise etwa zweimal im Jahr auf und verlaufen über einigen Wochen wie eine schwere Krankheit. In dem Fall blieb die Borreliose über ein Jahr lang unerkannt, zwei verschiedene Ärzte haben Fehldiagnosen gleistet, bis der Patient über eigene Recherchen selbst auf die Idee gekommen ist, sich dahingehend testen zu lassen. Da war es allerdings schon zu spät, die Antibiotika konnten die Borrelien nicht mehr besiegen.

  2. serga sagt:

    Hallo und Danke für den Bericht.
    Allerdings würde ich dringend raten, nach der Entfernung die Zecke sie nicht zu entsorgen, sondern sie sicher in der Tüte aufzubewahren. Falls sich später ein Verdacht auf Infektion vorliegen sollte, muss man die Zecke dem Arzt geben. Er schickt sie ins Labor für eine Untersuchung, um welche Infektion konnte sich es genau handeln. So raten viele Ärzte übrigens auch.

    Gruß.

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