Vergleich Panasonic DMC-TZ101 mit Sony RX100-IV

Weiter geht es beim Thema Kompaktkameras mit 1-Zoll-Sensor. In den letzten Wochen hatte ich die Gelegenheit, einen direkten Vergleichstest zwischen der Panasonic DMC-TZ101 und der Sony RX100 zu machen. Ich habe mit beiden Modellen intensiv fotografiert und gefilmt. Ich halte beide Kameras für sehr interessante und qualitativ hochwertige Modelle. Doch welche hat im Outdooreinsatz und beim Alpencross die Nase vorn? Wodurch unterscheiden sich die beiden Modelle? Wie sieht es mit der Bild- und Videoqualität aus?

Äußerlichkeiten und Bedienung

Zunächst möchte ich auf die Haptik, die Bedienung und andere Äußerlichkeiten eingehen. Beide Kameras fühlen sich wertig an und sind gut verarbeitet. Die TZ101 ist minimal größer als die RX100, was aber in erster Linie an dem Superzoom-Objektiv liegt. Es ist überhaupt ein kleines Wunder, dass Panasonic es geschafft hat, ein Objektiv mit dem Brennweitenbereich 25-250 mm in ein so kleines Kompaktgehäuse „hineinzufalten“, und dies trotz des großen Sensors. Beim Herumtragen wird man den Größenunterschied kaum merken. Beide Kameras lassen sich bequem in einer kleinen Gürteltasche transportieren.

Die beiden Winzlinge sind nicht besonders griffig und liegen nicht satt in der Hand, was aber eindeutig der Größe geschuldet ist. Für ausgeprägte Griffe war einfach kein Platz. Die Panasonic hat immerhin vorne einen kleinen Wulst, während die Sony komplett flach ist. Trotzdem wäre es sinnvoll gewesen, wenn die Hersteller zumindest eine Gummierung angebracht hätten. Diese lässt sich aber leicht nachrüsten. Ich persönlich habe damit kein Problem, da ich die Kamera grundsätzlich an der Handschlaufe trage.

Durch das etwas größere Gehäuse hat die Panasonic auf der Rückseite mehr Platz für Bedienelemente. Bei beiden Kameras stehen je 4 frei programmierbare Funktionsknöpfe und ein konfigurierbares Schnellmenü zur Verfügung. Die Hauptmenüs sind aufgrund des riesigen Funktionsumfanges ähnlich komplex. Man sollte sich genügend Zeit nehmen, die Funktionen auszuprobieren und die Kamera zu konfigurieren. Dabei bemerkt man schnell, dass sich die TZ101 durch das Touchdisplay in einigen Situationen effizienter bedienen lässt (Fokuspunkt auswählen, zusätzliche Quick-Menüs, etc.). Allerdings besteht auch die Gefahr, dass man beim Fotografieren versehentlich den Rand des Displays berührt und irgendwelche Einstellungen verändert. Ein weiterer Vorteil der TZ101 ist, dass sich beim Filmen verschiedene Einstellungen über das Touchdisplay machen lassen, sodass man die Geräusche der Tasten/Einstellräder nicht auf dem Video hört. Bei der RX100 hört man dann schon mal ein leises Knarzen, wenn man zoomt oder Tasten drückt.

Was mir an der Panasonic sehr gefallen hat ist, dass sie mehr nützliche Funktionen bietet und in der Bedienung etwas durchdachter ist. So ist zum Beispiel eine Zeitraffer-Funktion vorhanden, wohingegen man die Funktion bei der Sony umständlich als kostenpflichtige App nachinstallieren muss, die noch dazu unschön und langsam zu bedienen ist. Auch die Videofunktionen der Panasonic sind umfangreicher und ausgereifter, als bei der Sony-Kamera. Dazu kommen weitere nützliche Kleinigkeiten der TZ101, wie zum Beispiel die Möglichkeit, Belichtungskorrektur-Einstellungen beim Ausschalten automatisch zurücksetzen zu lassen. Oder aber, die Hell-Dunkel-Verteilung und die Bildschärfe zu konfigurieren. Sony sollte sich in Bezug auf die Software unbedingt mehr Mühe geben!

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Wichtige technische Unterschiede

Die Panasonic DMC-TZ101 besticht natürlich besonders wegen des großen Brennweitenbereiches. Während bei der RX100-II oder -IV schon bei 70 mm Schluss ist, reicht die Brennweite der Panasonic bis 250 mm! Das ist beachtlich und erweitert das Spektrum der Foto-/Videomotive stark. Für mich ist das der Hauptvorteil der Panasonic-Kamera, denn dadurch hat man viel mehr Möglichkeiten beim Fotografieren und Filmen! Dabei ist zu beachten, dass der Brennweitenbereich der TZ101 im 4k-Videomodus 37-370 mm beträgt. Das liegt daran, dass das Seitenverhältnis des Bildes anders ist als beim Fotografieren und deshalb das Sensorbild beschnitten wird.

Mir ist aufgefallen, dass der Autofokus der Panasonic-Kamera etwas schneller ist als bei der Sony. Der Panasonic-DFD-Autofokus ist dem herkömmlichen Kontrast-AF also eindeutig überlegen. Auch bei der Serienbildgeschwindigkeit im RAW-Modus hat die TZ101 deutlich die Nase vorn.

Beim Videofilmen habe ich bemerkt, dass der Autofokus der Panasonic unsicherer ist, als bei der Sony-Kamera. Er neigt zum Pumpen, während der Autofokus der RX100-IV das Ziel sicher fokussiert. Der Autofokus der TZ101 kann sich manchmal nicht sicher zwischen Vorder- und Hintergrund entscheiden. Selbst wenn sich das Motiv in der Bildmitte befindet, kann es vorkommen, dass der AF beim Filmen auf den Hintergrund scharfstellt. Das passiert bei der Sony seltener. Besonders störend ist mir das beim Filmen in 4k-Auflösung aufgefallen.

Während das Klappdisplay bei der TZ101 leider fehlt, sind beide Kameras mit einem Sucher ausgestattet. Der Sucher der Panasonic ist dabei etwas kleiner und geringer aufgelöst, als der Sucher der Sony-Kamera. Das hat mich aber nicht gestört, da ich den Sucher nur in Ausnahmefällen, nämlich bei sehr hellem Umgebungslicht verwende. Und für den Zweck hat er völlig ausgereicht.

Bild- und Videoqualität

Wegen der brennweitenbedingt großen Unterschiede in der Konstruktion des Objektives habe ich fest damit gerechnet, dass ich bei der Panasonic DMC-TZ101 Qualitätseinbußen beim Fotografieren hinnehmen muss. Nicht nur ist die Offenblende der TZ101 kleiner. Es sind auch zum Bildrand hin etwas größere Unschärfen zu beobachten. Besonders im Telebereich wirkt das Bild etwas „matschig“. Die Unterschiede zwischen den beiden Digicams sind aber nicht so extrem ausgefallen, als ich befürchtet hatte. Wer sich die Bilder in voller Auflösung ansieht, wird das natürlich erkennen. Doch die volle Auflösung von 5.472 x 3.648 Pixeln ist für mich in den meisten Fällen irrelevant. Sobald man das Bild auf 50% verkleinert hat, ist der Unterschied kaum mehr zu sehen. Beim Filmen ist der kleine Mangel überhaupt nicht zu bemerken. Für eine Superzoom-Kamera finde ich das Ergebnis absolut in Ordnung.

Auch in Sachen Low Light Performance konnte ich keine erwähnenswerten Unterschiede feststellen. Im Bereich von ISO 100 bis ISO 6400 sind die Kameras fast gleichwertig. Dabei muss erwähnt werden, dass ich grundsätzlich im RAW-Modus fotografiere und die Bilder für den Vergleichstest anschließend nach dem gleichen Schema optimiert habe. Ich finde Vergleiche von Fotos, die mit der kamerainternen JPG-Engine gemacht wurden, ein wenig unsinnig. Denn die JPG-Optimierung ist abhängig vom Hersteller und Kameramodell, und teils sehr unterschiedlich. Das Ergebnis ist oft Geschmackssache und hängt dann primär vom verwendeten Algorithmus ab, und weniger von der Qualität des Sensors und des Objektives. Während z.B. die eine JPG-Engine möglichst viel Rauschen herausrechnet und das Bild dadurch weicher aussieht, zeichnet die andere mehr scharf und lässt dadurch mehr Bildrauschen durch. Nur bei der RAW-Entwicklung kann ich diese Faktoren selbst beeinflussen.

Beim Filmen konnte ich nur wenige Bildqualitätsunterschiede zwischen den Kameras feststellen. Die Panasonic liefert spürbar schärfere Videos in FullHD Auflösung. Ich gehe davon aus, dass dieser Unterschied softwaretechnisch bedingt ist. Videos mit dieser Kamera neigen übrigens geringfügig zur Überbelichtung. Ich habe mir deshalb angewöhnt, in vielen Situationen die Videos mit -1/3 bis -2/3 EV unterzubelichten. Ein Qualitätsunterschied zwischen dem AVCHD- und MP4-Format war bei der Panasonic nicht zu erkennen. Ich filme deshalb im MP4-Format, weil es sich besser verarbeiten lässt. Beide Kameras bieten die Möglichkeit in 4k-Auflösung zu filmen. Man kann aus dem Video Fotos in 8-Megapixel-Qualität extrahieren. Das ist wesentlich mehr, als man für eine hochwertige Veröffentlichung auf einer Homepage brauchen würde. Dennoch nutze ich den 4k-Modus nur selten, da ich meistens bewegungsreiche Motive filme (Sport). Dafür ist mir die Aufnahmerate von 25 Bildern/Sekunde deutlich zu niedrig. Ich möchte mit mindestens 50 Bildern/s filmen, um schnelle Bewegungen flüssig darstellen oder Zeitlupen erstellen zu können. Die Prozessoren und Speicher sind in dem Kamerasektor einfach noch nicht schnell genug, um 4k-Bilder in höherer Frequenz zu verarbeiten und wegzuschreiben. Man darf hier auf bessere Leistung in den nächsten 2 Jahren hoffen.

Die Panasonic-Kamera hat jedoch beim Filmen leichte Probleme mit dem Autofokus. So gut der DFD-AF beim Fotografieren funktioniert, neigt er beim Filmen zum Suchen des Foukuspunktes. In vielen Situationen merkt man das Nachfokussieren, weil das Bild kurzzeitig geringfügig unscharf wird. Wenn es die Situation erlaubt, sollte man also besser manuell scharfstellen. Auch in Sachen Bildstabilisierung bietet die Sony-Kamera viel mehr. Neben dem optischen Bildstabilisator kann hier eine digitale Stabilisierung zugeschaltet werden, was es ermöglicht, selbst beim Gehen noch Videos zu schießen, die nicht verwackelt sind. Um diese Verwacklungen auszugleichen, muss das Bild um ca. 18% beschnitten werden, die Funktion geht also zulasten der Auflösung. Man kann die digitale Stabilisierung auch im Nachhinein bei der Videobearbeitung durchführen, aber es ist schon sehr praktisch, wenn eine Kamera die Funktion eingebaut hat.

Was mir bei beiden Kameras sehr gut gefallen hat ist die Möglichkeit, im „Hochgeschwindigkeitsmodus“ zu filmen. Dabei nimmt die Panasonic-Kamera ein FullHD-Video mit 100 Bildern pro Sekunde (100p) auf. Diese Methode habe ich öfter verwendet, um Zeitlupen mit einem Viertel der Geschwindigkeit zu erzeugen. Das ist cool! In dem Modus macht die Kamera jedoch keine Tonaufnahme und der Autofokus bleibt auf die erste Einstellung gesetzt. Mit diesem Manko kann man aber recht gut umgehen, indem man den Fokuspunkt genau wählt und dann fixiert. Die Sony ermöglichst im HFR-Modus sogar Aufnahmen mit 250, 500 und 1000p. Dabei liest die RX100 jedoch nicht mehr die volle Anzahl der Pixel aus und skaliert das Video dann auf FullHD hoch. Das führt zu spürbaren Qualitätseinbußen in der Bildschärfe mit zunehmender Geschwindigkeit. Dennoch ein interessantes Feature, bei dem Sony etwas die Nase vorne hat!

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Fazit

Insgesamt liegen beide Kameras erstaunlich dicht beisammen. Wer gerne lange Brennweiten verwendet, auf ein Klappdisplay verzichten kann und in Sachen Bildqualität kein Pixelfetischist ist, für den ist die Panasonic DMC-TZ101 eine hervorragende Alternative. Die Menüführung ist durchdachter, der Funktionsumfang wesentlich ausgereifter. Der Preis liegt außerdem 300 Euro unter der Sony. Man macht mit der Kamera definitiv nichts falsch.

Die Sony RX100 hat dafür bei der Bildqualität im Fotomodus die Nase vorn, ist in Breite und Höhe je ca. 8 mm kleiner und bietet (bei Modell III und IV) ein Klappdisplay. Außerdem hat sie bei der Low-Light-Fotografie durch die größere Offenblende einen Vorteil. Der Autofokus arbeitet präziser, die digitale Bildstabilisierung ist ein wichtiges Kriterium für Videografen. Auch die Zeitlupen mit bis zu 1000p bei verminderter Bildqualität können ein interessantes Feature sein. Dafür ist der Preis ziemlich heftig und wird einige Käufer abschrecken.

Wer an detaillierteren Tests interessiert ist, wird auf diversen Webseiten fündig. Für meinen Einsatzzweck setze ich jedoch einen etwas anderen Schwerpunkt. Ich habe mir also in meinem Review die Punkte herausgepickt, die für mich wirklich relevant sind.

Natürlich warte ich brennend auf Nachfolgemodell der Sony RX100-IV (die RX100-V). Sie wurde inzwischen angekündigt, sie wird im November 2016 erhältlich sein. Mehr dazu in Kürze.

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Eine Antwort

  1. I. sagt:

    Der Vergleich von Sony RX100 IV und Panasonic DMC-TZ101 ist für mich als alten Bergsteiger (75 Jahre) und Amateurfotografen (seit dem 11.LJ) sehr aufschlussreich. Die Anforderungen an eine Kompaktkamera sind aus der Sicht eines Bergsteigers und Mountainbikers sehr ähnlich.
    Darum Danke für diesen fundierten Vergleich, der für mich eine gute Entscheidungshilfe bei meinem nächsten Kamerakauf ist. Es wird die TZ101 sein.

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