Unwetter im Kaisergebirge

Diese 2-Tagestour war als Vorbereitung für unsere Alpenüberquerung zu Fuß geplant. Wir sollten auch tatsächlich die Gelegenheit bekommen, unsere Ausrüstung und Kondition unter Extrembedingungen zu testen. Der Tag begann mit einem sommerlichen Wetter. Bei weit über 20 °C und Sonnenschein stiegen wir auf der Nordseite des Wilden Kaisers auf. Unser Ziel war, dieses Gebirge zu überqueren. Uns war aufgrund des Wetterberichtes klar, dass am Nachmittag mit Gewittern zu rechnen war und dass wir gegebenenfalls spontan und schnell auf Wetterveränderungen reagieren mussten.

Nach Querung einiger steiler Schneefelder und einer einfachen Kletterpassage standen wir auf knapp 1800 m vor dem Einstieg des letzten Klettersteigs. Schon seit einiger Zeit hatte ich die Wolkenentwicklung beobachtet und es war deutlich zu sehen, dass sich tatsächlich ein Gewitter zusammenbraute. Uns erschien die Begehung des Klettersteiges unter diesen Umständen zu riskant, da wir dann oben auf dem Grat dem Unwetter schutzlos ausgeliefert sein würden. Für einen Abstieg war es auch schon zu spät, also blieb uns nichts anderes übrig, als hier auf dem steil abfallenden Felsengelände einen Platz für das Notbiwak zu suchen. Das war nicht ganz einfach, weil es weit und breit keine ebene Stelle für ein bequemes Nachtlager gab. So errichteten wir unser 2-Mann-Tarp zwischen Felsen und versuchten, mit ein paar Steinbrocken eine halbwegs taugliche Liegefläche zu schaffen.

Kaum waren wir fertig, begann es zu regnen. Wir waren froh, uns unter die wasserdichte Plane zurückziehen zu können. Bald zuckten die ersten Blitze über den Himmel und der Himmel wurde schwarz. Die ganze Nacht durch tobten heftige Gewitter über den Berg, pausenlos erleuchteten grelle Blitze den Himmel, gefolgt von lauten Donnerschlägen. Das Ganze bei pausenlosem Sturm und starken Regengüssen. Das war jedenfalls eine der unangenehmsten Nächte, die ich je in den Bergen verbracht hatte.

Leider konnte sich am nächsten Tag das angekündigte Zwischenhoch nicht durchsetzen und es gab Dauerregen bis zum Nachmittag. Deshalb konnten wir den Klettersteig nicht begehen, sondern kehrten um und machten uns auf den Heimweg.

Die extreme Nacht und der Abstieg im starken Regen waren auf jeden Fall ideal, um die Schwächen bei unserer Ausrüstung aufzuzeigen. Das Tarp hatte den Sturm unbeschadet überstanden.

blog_2015_05_15

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Eine Antwort

  1. Anneliese sagt:

    Das Bergwetter hat keine Nachsicht gezeigt und Euch beiden eine sehr turbulente Nacht mit heftigen Regengüssen beschert. Wir waren dabei! Haben in Richtung Bergmassiv geguckt und gedacht: Dort oben sind sie jetzt mit ihren schweren Rucksäcken. Das Kaisergebirge war von ungezählten Blitzen in helles Licht getaucht und die dröhnenden Donnerschläge hallten unaufhörlich durch die Nacht. Dieses Naturschauspiel konnte man vom Häuschen aus beobachten. Das Unwetter sah im Tal ziemlich gefährlich aus! Doch Umsicht und die gesammelten Erfahrungen in den Bergen haben euch geholfen, diese Herausforderung zu bewältigen.
    Sicher eine ungemütliche, aber intensive Erfahrung!

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