Reparaturen unterwegs: Kette und Öl

Mir selbst ist es noch nie passiert, aber ich habe schon von Leuten gehört, denen unterwegs die Kette gerissen ist. Ich behaupte, mit einer neuwertigen Kette die ordnungsgemäß vernietet wurde kann das eigentlich nicht passieren. Dennoch kann man Materialfehler nie hundertprozentig ausschließen und vielleicht kommt man ja tatsächlich einmal in die Situation, eine Kette auswechseln oder neu vernieten zu müssen. Die Sache ist jedenfalls nicht sonderlich kompliziert und ein entsprechendes Werkzeug sollte man sowieso immer dabei haben.

Für die Reparatur einer gerissenen Kette benötigt man einen Kettennieter und mindestens einen Ersatz-Nietstift in der passenden Größe (je nach Kettentyp 9-/10-/11-fach benötigt man einen Nietstift der richtigen Länge). Für Sram-Ketten braucht man stattdessen eventuell ein Kettenschloss.

Bei einem beschädigten Kettenglied kann man dieses einfach entfernen (man muss Kettenglieder immer paarweise entfernen, um das passende Gegenstück der Kette zu erhalten), indem man mit dem Kettennieter den Nietstift herausdrückt. Man entfernt dann die entsprechenden zwei Kettenglieder und kürzt somit die Kette. Wenn man um mehr als zwei Glieder kürzt muss man damit rechnen, dass aufgrund der höheren Kettenspannung bestimmte Gänge (groß auf groß) nicht mehr schaltbar sind.

Wenn man einen Kettenfixierhaken (das ist ein steifer gebogener Draht) hat, kann man diesen in benachbarte Kettenglieder einhängen und die unter Spannung stehende Kette so fixieren. Das erleichtert das Zusammennieten der Kette enorm. Nun fügt man die beiden offenen Teile der Kette ineinander. Der neue Nietstift wird durch die Glieder gesteckt und mit dem Nietwerkzeug so weit durchgedrückt, bis das vorne abgeflachte Teil bis zur Kerbe auf der anderen Seite heraussteht. Dieses herausstehende Teil wird dann mit dem Nietstift-Kürzer oder einer Zange abgebrochen.

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Die Montage von einem Kettenschloss sollte man vorher auch einmal ausprobiert haben. Je nach Typ benötigt man zum Verschließen eventuell eine Zange.

Analog verfährt man, wenn man eine Kette komplett wechselt. Je nachdem, ob man 9-fach, 10-fach oder 11-fach fährt, muss der passende Kettentyp ausgewählt werden. Es ist wichtig zu wissen, dass die innere Breite der Kettenglieder bei allen Ketten gleich ist. Sie unterscheiden sich lediglich in der äußeren Breite. Das liegt daran, dass bei einer höheren Zahl von Zahnrädern auf der Kassette diese enger beieinander liegen müssen und somit die Kette weniger Platz hat und schmaler sein muss. Die Zähne selbst sind unverändert. D.h. man kann ohne Probleme eine 11-fach Kette mit einem 9-fach oder 10-fach Antrieb verwenden. Sie wird dadurch, dass die Kettenglieder von Außen schmaler sind sogar leichter und geräuscharmer laufen. Umgekehrt kann man eine 10-fach Kette nicht in einen 11-fach Antrieb einbauen, weil sie zu dick für die Kassette wäre.

Für den Wechsel der Kette benötigt man auf jeden Fall einen neuen Nietstift, der aber der neuen Kette immer beiliegt. Man sollte darauf achten, dass man die neue Kette auf die gleiche Länge kürzt wie die alte. Generell sollte die Kette so kurz sein, dass sich die Kombination großes Kettenblatt vorne und großes Ritzel hinten gerade noch schalten lässt. Bei den Shimano 10- und 11-fach Ketten ist außerdem die Laufrichtung relevant. Bei der Montage muss die eingeprägte Schrift nach Außen zeigen.

Eine ordentliche Wartung verringert den Verschleiß und erhöht die Lebensdauer einer Kette merklich. Die Kette sollte regelmäßig gereinigt und neu eingeölt werden. Die Reinigung empfehle ich, weil sonst der Dreck auf der Kette bleibt und die Kette mit der Zeit stark verklebt. Ich reinige meine Kette zuhause, indem ich sie mit dünnflüssigem Öl behandle, das den Dreck größtenteils rausspült. (Mit einem Lösungsmittelbad möchte ich persönlich nicht hantieren, auch wenn das oft die empfohlene Methode ist.) Nach der Ölbehandlung wird die Kette mit einem Tuch gründlich abgerieben, danach mit einem harten Wasserstrahl abgespült und abgetrocknet. Man sollte die Kette von der Innenseite her reinigen und einölen. Der Grund dafür ist, dass die Kette am meisten durch vom Vorderrad hochgewirbelten Staub von außen her verschmutzt wird und man durch das Reinigen/Ölen von Innen diesen Schmutz noch am besten aus der Kette spülen kann. Wenn die Kette trocken ist, wird sie mit einem gängigen Kettenöl eingeölt. Überschüssiges Öl wird entfernt, indem man die Kette durch einen Lappen zieht.

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Ich halte es für unnötig, einen zu großen Aufwand in die Kettenreinigung zu stecken (z.B. mit speziellen Kettenreinigungsgeräten und Lösungsmitteln). In Anbetracht der Tatsache, dass ich eine Kette sowieso spätestens nach 1000 km wechsle, ist der Vorteil davon viel zu gering und der Aufwand viel zu hoch. Ich empfehle unbedingt, einen Alpencross nicht mit einer zu alten Kette zu beginnen. Es ist besser, vorher die Kette zu wechseln.

Auf einer Alpencross-Tour öle ich die Kette etwa zweimal nach. Staub bindet das Öl und macht die Kette trocken, Wasser/Regen spült das Öl aus. Dass eine Kette nachgeölt werden muss merkt man am trockenen Geräusch beim Treten unter Last. Ich empfehle deshalb, ein kleines Fläschchen Kettenöl mit in den Alpencross-Rucksack zu packen.

Es gibt unzählige Diskussionen darüber, welches das richtige Kettenöl ist. Es gibt große Unterschiede bei Kettenölen, die sich in verschiedenen Punkten unterscheiden:

  • Haftung: Das Öl muss gut an der Kette haften, damit es nicht gleich beim ersten Regenguss abgewaschen wird, bzw. durch die permanente Bewegung abgenutzt wird. Je besser das Öl haftet, desto besser schützt es vor Verschleiß und Korrosion. Die Viskosität ist hierfür ein entscheidender Faktor. Ist das Öl zu dünnflüssig, wird es zu schnell herausgewaschen und haftet nicht gut genug in den beweglichen Kettenteilen. Ist die Viskosität zu hoch, dringt das Öl nicht bis an die wichtigen Stellen vor, außerdem bleibt Staub an der Kette haften und die Kette verklebt sehr schnell mit Dreck. Es gibt Öle, denen Teflon zugesetzt wurde. Das sorgt für gute Haftung und wenig Verschleiß, Schmutz bleibt dafür nicht so leicht daran kleben. Teflon sorgt außerdem für einen niedrigeren Verschleiß, da es die Reibung stärker verringert als reguläres Öl. Diese Teflon-Öle sind aber entsprechend teuerer.
  • Korrosionsschutz: Die Beimischung von Korrosionsschutz-Additiven macht die Kette wiederstandsfähiger gegen Rost. Besonders im Winter wenn Salz gestreut wurde, aber auch bei Fahrten an der Meeresküste rostet die Kette wesentlich schneller. Hier macht das richtige Öl einen großen Unterschied. Beim Alpencross ist dieses Kriterium eher irrelevant.

In Notfällen ist natürlich jedes Öl besser als gar keines. Man kann z.B. auch Motorenöl verwenden, auch wenn es für den Langzeitgebrauch eher ungeeignet ist. Motorenöle enthalten Zusätze, die Verbrennungsnebenprodukte entfernen und dazu führen, dass die Kette schnell anfängt zu quietschen. Sogar ein Pflanzenöl kann im Notfall helfen. Pflanzenöle sind jedoch säurehaltig und verkleben schnell, sind also auch nichts für den dauerhaften Einsatz.

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