Reparaturen unterwegs: Bremsen

Durch die vielen und langen Passabfahrten verschleißen neue Bremsbeläge bei einem Alpencross nach meiner Erfahrung innerhalb von 5-6 Tagen. Ein Bremsbelagwechsel am Vorder- und Hinterrad fällt bei jeder meiner Transalp-Touren an. Ein Alpencrosser sollte den Belagwechsel vor seiner Reise unbedingt einmal geübt haben. Zwei Paar Ersatzbremsbeläge gehören auf jeden Fall ins Gepäck! Außerdem sollte man eine Alpenüberquerung möglichst mit neuen oder neuwertigen Belägen beginnen.

Übrigens, von einigen Herstellern gibt es wahlweise auch organische Bremsbeläge. Diese unterscheiden sich von den herkömmlichen Belägen dadurch, dass das Reibmaterial organisch und dadurch etwas weicher ist. Sie verschleißen schneller und die Bremswirkung ist geringfügig schlechter, aber die Bremsen quietschen weniger und die Bremsscheiben werden nicht so stark abgenutzt.

Bei Touren mit extremen und langen Abfahrten sollte man den Zustand der Bremsbeläge immer im Auge behalten. Durch einen Blick zwischen die Bremsbacken kann man sehen, wie viel Reibematerial noch auf der Trägerplatte der Bremsklötze sitzt. Wenn man zu lange mit dem Wechsel wartet, kann es passieren, dass das Reibematerial komplett abgenutzt wird und die Trägerplatte auf der Bremsscheibe schleift. Das kann man hören, weil ein unangenehm kratzendes Geräusch beim Bremsen entsteht. Dadurch kann die Bremsscheibe irreparabel beschädigt werden.

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Der Wechsel der Bremsbeläge geht recht leicht. Zunächst baut man das Laufrad aus, damit man freien Zugang zu den Bremskolben hat. Man sollte unbedingt darauf achten, dass bei ausgebautem Laufrad nicht der Bremshebel angezogen wird. Das kann nämlich dazu führen, dass die Bremsbacken so fest zusammengepresst werden, dass man sie nur noch schwer voneinander lösen kann. (Um das zu verhindern klemmt man beim Transport mit ausgebautem Laufrad immer etwas zwischen die Bremsbacken.) Danach geht es an den Wechsel. Meist muss ein Sicherungssplint entfernt werden (diesen nicht verlieren!) und eine Inbus- oder Torxschraube gelöst werden. Dann kann man einfach die Bremsbeläge herausziehen und neue Beläge auf die Bremszange stecken. Sie werden verschraubt und (abhängig vom Modell) mit dem Splint gesichert, damit sich bei Erschütterungen die Schraube nicht von alleine lösen kann.

Der Wechsel ist vom Prinzip her bei jedem Hersteller ähnlich. Die feinen Unterschiede sollte man in der Wartungsanleitung für die jeweilige Bremsanlage nachlesen.

Bei langen Abfahrten sollte man ebenfalls darauf achten, dass die Bremsen nicht überhitzen. Das Problem verschärft sich, wenn Fahrer inklusive Gepäck recht schwer ist. Eine Überhitzung kann man vermeiden, indem man nicht mit dauernd angezogener Bremse abfährt sondern in Intervallen bremst (damit sich der Bremsbelag von der Konduktion durch die heiße Scheibe erholen kann), oder auch mal eine Pause einlegt und die Bremsscheiben abkühlen lässt. Wenn die Bremsen so heiß werden, dass der Siedepunkt der Bremsflüssikeit/des Hydrauliköles erreicht ist, kann dies zum plötzlichen Totalausfall der Bremse führen. Von Schäden an der Bremsanlage mal ganz abgesehen. Also lieber umsichtig fahren, als einen Defekt oder Unfall riskieren! Mit der Zeit bekommt man ein Gefühl dafür, wieviel man seinen Bremsen zumuten kann. Verwendet man Bremsen mit DOT-Bremsflüssigkeit, besteht außerdem die Gefahr, dass diese bei mangelhafter Wartung Wasser gezogen hat. Das Wasser hat einen viel niedrigeren Siedepunkt als die Bremsflüssigkeit, verdampft also viel früher und kann sehr schnell zum Ausfall der Bremsanlage führen. Deshalb sollte die Bremsflüssigkeit einmal im Jahr gewechselt werden, unabhängig davon, ob man mit dem Bike gefahren ist oder nicht. Das ist der Grund weshalb ich Bremsen mit Hydrauliköl bevorzuge. Diese sind praktisch wartungsfrei.

Wenn man die Bremsflüssigkeit selbst wechseln will, muss man einiges beachten. Zunächst muss eine Flasche mit DOT schnell aufgebraucht werden, weil die Flüssigkeit auch durch die Flasche Wasser zieht und nach ca. 2 Jahren unbrauchbar wird. Deswegen kann man eine angebrochene Flasche nicht mal ein paar Wochen lagern. Bremsflüssigkeit ist außerdem ätzend und darf keinenfalls mit Fahrradteilen in Berührung kommen. Diese werden sonst verätzt und beschädigt. Bremsflüssigkeit ist außerdem giftig und muss als Sondermüll sachgerecht entsorgt werden. Wegen dieser Umstände würde ich dringend raten, die Bremsflüssigkeit von einer guten Fahrradwerkstatt wechseln zu lassen.

Der Wechsel von Hydrauliköl  (falls er jemals notwendig sein sollte) ist dagegen relativ unkompliziert. Hydrauliköl hat all diese Nachteile nicht, weshalb der Wechsel gut selbst durchgeführt werden kann. Bei meinen Fahrrädern, die Hydrauliköl-Bremsen haben, ist jedoch seit Jahren kein Wechsel erforderlich.

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2 Antworten

  1. Anonymous sagt:

    Ja , ja, das sollte man schon verinnerlicht haben ! Und man verlasse sich nie völlig auf den Radladen sondern prüfe immer selber noch einmal nach, denn das kann dann auch voll ins Auge gehen !

  2. Jean sagt:

    Zum Thema Radladen: wir hatten auf unserem Abruzzencross einen Teilnehmer, der sein MTB vor der Tour zur Inspektion gebracht hat. Drei mal dürft ihr raten was die nicht kontrolliert haben: die Bremsbeläge:) Natürlich hatte er auch exotische bremsen, so dass er die Tour an 2 Tagen nicht fahren konnte.

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