Gardasee Naranch Trail

Im September hatte ich das Glück, die Mountainbike-Saison mit ein paar Tagen am Gardasee abschließen zu können, um einige neue und altbekannte Trails unter die Stollen zu nehmen und meine Freeride-Fähigkeiten auf die Probe zu stellen. Als erstes war der Naranch-Trail an der Reihe. Von diesem Freeride-Trail hatte ich erst vor Kurzem erfahren. Da die Aussagen wie üblich recht unterschiedlich waren, war ich gespannt, ohne aber allzu große Erwartungen an den Trail zu haben.

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Der Trail beginnt in Santa Barbara am Monte Velo auf 1170 m. Für die Auffahrt gibt es mehrere Möglichkeiten, keine davon ist sonderlich spannend. Entweder man fährt von Torbole über Nago nach Loppio, und von dort die Straße hoch nach Pannone, Ronzo Chienis und schließlich zum Passo Santa Barbara. Oder aber man kurbelt von der anderen Seite aus Richtung Arco nach oben. Dort führt die Straße in Serpentinen von Bolognano nach oben. Man kann aber auch mit dem Auto bzw. einem Bike-Shuttle hochfahren.

Der Beginn der Route in Santa Barbara ist recht leicht zu finden, da er ausgeschildert ist. Auch entlang des Trails findet man immer wieder Schilder bzw. Karotten-Symbole, damit man sich nicht verirrt. Zunächst muss man noch auf einer Forststraße eine kleine Steigung am Monte Creino bis zum Traileinstieg auf 1250 m überwinden. Doch dann beginnt der Freeride-Spaß! Der Trail ist größtenteils nur für geübte Freerider zu empfehlen. Gleich am Anfang fährt man über einen steilen engen Steig durch den Wald, der durch Felsstufen und holprige Wurzelstrecken gekennzeichnet ist. Balance, passendes Tempo, Angstfreiheit, richtiges Timing und das blitzschnelle Finden der passenden Linie sind an dieser Stelle Fähigkeiten, die abgerufen werden müssen.

Naranch Trail Gardasee

Auch wenn ab und zu für kurze Zeit etwas flachere Abschnitte ein hohes Fahrtempo ermöglichen, wird man immer wieder durch harte Gefälle, enge Kehren und verblockte Passagen überrascht. Der Trail lässt einem keine Zeit zum Durchatmen! Nach einer knapp 2 km langen rasant fahrbaren Waldstrecke wird man auf ca. 850 m an einer Asphaltstraße ausgespuckt. Hier geht es scharf im spitzen Winkel nach rechts und bei minimaler Steigung bis zu einer großen Lichtung. Dort steht man vor einem Hof, dem Maso Naranch, der in der Hochsaison bewirtschaftet ist und dem Trail seinen Namen gegeben hat. Umgeben von schroffen Felswänden hat man hier eine großartige Aussicht auf den nördlichen Teil des Gardasees und kann eine gemütliche Pause einlegen.

Maso Naranch

Doch wir sind noch nicht am Ziel. Zunächst rollt man auf einem flowigen Karrenweg weiter talwärts. Doch schon nach kurzer Zeit führt die raffiniert angelegte Freeridestrecke wieder auf einen ruppigen und steilen Waldpfad. An kurzen extremen Gefällen, eng stehenden Bäumen und steilen Felsstufen kann man noch einmal seine Fahrtechnik auf die Probe stellen, bevor man auf 480 m Höhe auf einem schmalen Bergsträßchen zur Landung ansetzt. Für einige hundert Meter kann man dieser Straße leider nicht entkommen, dafür wird man mit einigen schönen Aussichten belohnt. Doch auf 340 Höhenmeter darf man in einer Serpentine den schmalen Pfadabzweig rechts nicht verpassen, der eine 500 Meter lange Verbindung zum unteren Teil des Anaconda-Trails herstellt. Wer also keine Lust hat, weiter die Straße hinunter nach Nago zu fahren, hat hier noch einmal die Möglichkeit, seine Federelemente auszureizen. Über 500 Meter geht es jedoch erst einmal etwas bergauf, man kann aber bis auf zwei felsige Stufen alles fahren.

Anaconda Trail Gardasee

Auf den letzten 120 Hm kann man noch einmal alles geben, denn der Anaconda setzt das fort, was der Naranch so anspruchsvoll begonnen hat: Felsen, Wurzeln, Bäume und extreme Gefälle. Wenn man schließlich in Nago auf die Straße rollt, ist man glücklich und weiß, was man geleistet hat. Weniger geübten Freeridern ist der Naranch Trail keinesfalls zu empfehlen, weil sie viel zu oft absteigen und schieben müssten. Ich war positiv überrascht, hatte ich doch eher einen gemäßigten bis langweiligen Trail erwartet. Doch meine Erwartungen wurden sehr übertroffen und ich hatte eine Menge Spaß!

Hinweis: GPS-Daten kann ich leider nicht zur Verfügung stellen. Hierfür bitte in den entsprechenden Online-Portalen recherchieren. Wenn man diesen Trail fahren möchte, sind die örtlichen Regulierungen zum Biken auf Wanderwegen zu beachten. Der Trail unterliegt ständigen Veränderungen. Biken nur auf eigene Verantwortung!

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4 Antworten

  1. Friedemann sagt:

    Erst die Arbeit, dann das Vergnügen?
    Im Ernst: schön, dass Du nach dem Hardcross noch Gelegenheit für ein paar weitere Biketage im Süden gefunden hast. Mein Neid ist Dir sicher.
    Jetzt aber hurtig ans Planen für 2016. Ist ja schon Herbst :)

    • Mcmoneysack sagt:

      Deine Beschreibung trifft September 2020 nach wie vor zu. Wer auch immer das Ding als Couple-Therapy-Trail bezeichnet hat….davon ist so gar nichts mehr übrig.
      Spaß macht er trotzdem

  2. Susanne sagt:

    Hi fellow biker! Danke für deine gute Beschreibung!! Ich bin letztes Jahr den Naranch gefahren, da war er noch weniger ausgefahren und etwas leichter. Jetzt hab ich wieder Lust bekommen. Auf den Naranch, weißt du. Muss unbedingt 2016 wieder zum Lago, vielleicht sieht man sich ja mal.

  3. Nico sagt:

    Falls dich die Sehnsucht packt hier hast du ne Webcam von Torbole:
    http://www.addicted-sports.com/webcam/gardasee/torbole/#/webcam/webcams

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