Freeride-Tage am Gardasee und die Folgen

Nach sechs Tagen am Lago di Garda bin ich entspannt, unverletzt und um einige Erfahrungen reicher nach München zurückgekommen. Die Hin- und Rückreise mit der Bahn hat wie gewohnt reibungslos geklappt. Mein Gepäck war in einem 42-Liter Ortliebrucksack untergebracht, mehr braucht man für eine Woche bei gutem Wetter einfach nicht. Diesmal hatte ich sogar Knieschoner dabei, standen doch einige anspruchsvolle Trails auf dem Programm.

Leider war das Wetter dann doch nicht so perfekt wie erwartet. Es war meist bewölkt mit leicher Regenneigung. Es gab nur einen einzigen richtig sonnigen Tag. Das hat aber meine Freude wenig trüben können. Eine Regenjacke hatte ich glücklicherweise eingepackt. Das Ziel war, noch einmal möglichst all die Trails zu fahren, die in Zukunft möglicherweise nicht mehr für Mountainbiker freigegeben sein werden.

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Am ersten Tag stand ein Trail am Monte Brento auf dem Programm. Dafür mussten über 1000 Höhenmeter zum Bocca di Tovo überwunden werden. Umso mehr Spaß machte die heftige Rüttelabfahrt hinunter nach Arco. (Tourenbeschreibung hier.) Es folgten ein paar weitere Abfahrten am Monte Altissimo, die allesamt anspruchsvoll und fordernd waren. Am Schluss zur Krönung eine Abfahrt im andauernden Starkregen am Monte Stivo. Meine Regenjacke von Vaude hat sich dabei erfreulich bewährt, hatte ich sie doch noch nie unter so extremen Witterungsumständen einsetzen müssen.

Durch die nächtlichen Regengüsse und die gelegentlichen kurzen Schauer tagsüber war der Untergrund der Waldtrails meist feucht und rutschig. Dass ich mit drei Jahre alten heruntergekommenen Schwalbe Nobby Nic/Hans Dampf unterwegs war, machte die Angelegenheit zu einer besonderen Herausforderung. Von Grip konnte keine Rede mehr sein, schon gar nicht auf nassen Steinen oder Wurzeln. Da hieß es einfach nur, möglichst wenig bremsen und möglichst wenig lenken, eine gute Linie suchen und mit Schwung über die kritischen Stellen drüber. Das gelang mir zwar gut, doch mit vernünftigen Reifen hätte ich sicher mehr Spaß gehabt. In meinem Warenkorb liegen gerade ein paar Continental Baron Black Chili.

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Diesmal hatte ich außerdem mit einigen Pannen zu kämpfen. Bei der ersten Tour hatte ich aufgrund einiger Empfehlungen den Luftdruck meiner Reifen auf 1,9 bar reduziert. (Normalerweise fahre ich mit 2,5-2,8 bar.) Prompt hatte ich zwei Durchschläge kurz hintereinander am Hinterrad. Die Folge: Snake Bite, zwei Schläuche vernichtet. Zum Glück hatten wir zwei Ersatzschläuche dabei. Bei dem rasanten Tempo und gelgentlichen Drops auf felsigen Boden werde ich nie wieder mit weniger als 2,5 bar fahren. Mit einer Mini-Handpumpe ist das Aufbauen des nötigen Reifendruckes übrigens eine etwas mühsame Angelegenheit.

Am Altissimo hat es mir beim ruppigen Downhill den Schaltzug zerfetzt, der unter dem Tretlager vorbeiführt. Wie das genau passiert ist, weiß ich nicht. Wahrscheinlich ist ein Stein dagegengeflogen oder es hat sich ein Ast darin verhakt. Ich stelle jedenfalls fest, dass es für solch harte Einsätze ungünstig ist, den Schaltzug oder gar die Bremsleitung an dieser exponierten Stelle entlangzuführen. Beim nächsten Fahrradrahmen werde ich darauf achten. Glücklicherweise konnte ich in einem Bikeshop in Torbole nicht nur einen Ersatzzug inklusive Hülle und Hülsen besorgen, sondern mir auch eine Zange für die Kürzung ausleihen.

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Das Problem an den Gardasee-Reisen ist, dass die Folgekosten recht hoch sind. Und damit meine ich nicht den normalen Materialverschleiß. Vielmehr zeigt einem das steile und bissige Gelände jedesmal die Grenzen der eigenen Ausrüstung auf. Spätestens wenn man nach Hause kommt, hat man bereits eine Einkaufsliste im Kopf, die wieder ein ziemliches Loch in die Kasse reißen wird. Mein Lapierre Zesty hat zwar selbst den Sentiero 601 gemeistert, die RockShox Sektor RL Coil Federgabel war wirklich eine gute Investition gewesen. Dennoch ist das Bike eigentlich für so ein Gelände und diese Fahrweise nicht gemacht. Der Wunsch nach einem Freeride- oder Downhill-Bike mit anständiger Doppelbrückengabel ist deshalb groß. In einigen abendlichen Sitzungen habe ich mich bereits nach günstigen Rahmen umgesehen, denn ich würde so ein Bike natürlich selbst zusammenbauen wollen. Ein besonderes Auge habe ich auf die Rahmen Transition Bikes TR250 und Morewood Kalula geworfen, beide für downhill-orientierte Freeride-Bikes und im Moment zu einem relativ günstigen Preis zu bekommen. Mal sehen, ob ich diese Investition stemmen kann…

Auch ist während der Zeit am Lago einiges an Videomaterial entstanden, da wir zu zweit unterwegs waren und somit die Filmerei viel unkomplizierter ablaufen konnte. Zum Einsatz kam natürlich meine GoPro Hero 3, aber auch eine neue Panasonic DMC-TZ101, die ich zum ersten Mal richtig ausreizen konnte. Mit dieser Kompaktkamera habe ich ab und zu mit 4k-Auflösung gefilmt und sie ausgiebig auf Alpencrosstauglichkeit getestet (näheres dazu in einem separaten Beitrag, sobald ich Zeit dafür habe). Die Videos werden natürlich irgendwann geschnitten und in meinen YouTube-Kanal gestellt, aber das kann noch etwas dauern.

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Monte Altissimo – Bild aus einem 4k-Video

Falls ich mir tatsächlich ein neues Bike aufbaue, werde ich die Aktion hier im Blog natürlich ausgiebig beschreiben.
Schaut einfach ab und zu mal vorbei!

4 Antworten

  1. Roland sagt:

    Ein wirklich episches Bild auf dem Felsen.
    Ich bin sowohl auf den Bike-Aufbau als auch auf das Video sehr gespannt. Lass dir ruhig Zeit damit, die Qualität zählt bei solch unvergesslichen Erinnerungen!

  2. Martin sagt:

    Tolles Bild oben auf dem Felsen, echt cool getroffen ! Und spannender Bericht !! Ich bin gespannt auf das Video ! Bis bald

  3. Diavolo sagt:

    Wäre ja gelacht, wenn man am Gardasee keinen Schaltzug auftreiben könnte….

    • Gletschersau sagt:

      Ich habe nicht mehr gelacht, als der bekannteste Bike-Shop in Torbole „C…“ weder Schläuche noch Mäntel für 26″ hatte und überhaupt wenig Bescheid wusste. Bei Mandelli nebenan bekommt man aber glücklicherweise nicht nur Ersatzteile, sondern auch einen hilfsbereiten und freundlichen Service.

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