Selbstbau eines Leichtzeltes (Tarp)

Der Begriff „Tarp“ kommt aus dem Englischen und ist abgeleitet von „Tarpaulin“ (wasserfeste Plane). Solche Zelte sind normalerweise aus einer simplen Plane konstruiert (meistens einer wasserdichten Nylonplane) und werden auf unterschiedliche Weise abgespannt. Tarp-Zelte zeichnen sich durch ihr geringes Gewicht aus.
Nachdem mir etliche Fragen zu meinem neuen Ultraleichtzelt geschickt wurden, möchte ich hier den Aufbau meines Ein-Personen-Zeltes beschreiben. Außerdem werde ich kurz darauf eingehen, weshalb ich diesen Entwurf gewählt habe und welches der Verwendungszweck dieses Tarps ist.

Zuerst muss man sich Gedanken darüber machen, für welchen Einsatzzweck das Zelt gemacht werden soll. Je universeller man das Zelt bauen will, desto schwerer und größer wird es. Da ich das Tarp für Radtouren mit Rucksack (ohne Packtaschen) verwenden will, musste es ultraleicht sein und ein geringes Packmaß haben. Das Tarp sollte als Regen- und Windschutz dienen und sonst keine weiteren Funktionen haben. Auf Moskitonetze habe ich genauso verzichtet wie auf verschließbare Zeltöffnungen, einen Zeltboden, Belüftungsöffnungen (die bei der Konstruktion sowieso überflüssig sind) oder Zeltgestänge. Das Zelt wird in gemäßigten Klimazonen im Sommer verwendet. Es passt ein großer Erwachsener liegend bequem hinein.

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Material:

  • Als Material für das Tarp kommt ein silikonbeschichtetes Ripstop-Nylon, auch genannt Silnylon, mit einem Gewicht von 50 g/m² zum Einsatz. Das Material ist sehr glatt und rutschig, also nicht ganz einfach zu verarbeiten.
  • Für Abspannlaschen wird an verschiedenen Stellen des Zeltes ein 1mm dickes und 15 mm breites Gurtband aus Polyamid angenäht. Ein solches abriebfestes Gurtband wird auch typischerweise bei hochweriger Trekkingausrüstung verarbeitet.
  • Zum Abspannen wird Paracord 550 verwendet. Bei Paracord (Parachute Cord) handelt es sich um ein Kernmantel-Seil aus Nylon, das ursprünglich als Fangleine bei amerikanischen Fallschirmen verwendet wurde. Diese äußerst reißfeste elastische Leine ist universell einsetzbar und deshalb im Outdoor-Bereich sehr beliebt. Die Zahl 550 steht für die Reißfestigkeit, d.h. das Seil kann mit bis zu 550 lbs (249 kg) belastet werden.
  • Für das Vernähen der Zeltplane wird das Nähgarn Rasant 75 Nm verwendet, dazu die passende Nähnadel. Dieses Nähgarn besteht aus einem Polyesterkern, der mit einem Baumwollmantel umwickelt ist (man nennt dies auch ein Core-Spun Garn). Das Garn hat die Eigenschaft, dass sich die Baumwolle bei Feuchtigkeit vollsaugt und dadurch das durch den Faden entstandene Loch abdichtet. Hundertprozentig dicht ist das trotzdem nicht. Deshalb sollte man die Nähte an den kritischen Stellen zusätzlich mit Silikon abdichten. Da bei diesem Tarp nur die Ränder vernäht werden, ist das hier jedoch nicht relevant.

Die Gesamtkosten für das Material liegen bei rund 50 EUR.

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Ein entscheidender Faktor ist, dass das Tarp aus einem Stück Silnylon gefertigt wird. Dadurch sind keine Nähte z.B. am First nötig und es muss nichts abgedichtet werden. Die Form wurde so gewählt, dass der First an beiden Enden 40 cm übersteht, als zusätzlicher Regenschutz. Beide Enden sind offen, um die Konstruktion zu vereinfachen und Gewicht zu sparen. Dadurch benötigt man auch keine Belüftung. Das Zelt wird beim Aufbauen einfach über eine gespannte Leine geworfen. An den beiden Stirnseiten des Zeltes wird jeweils eine Lasche angenäht, damit man die Leine hier festknoten kann und dadurch ein Verrutschen des Zeltes verhindert. Weitere Laschen werden zu beiden Seiten festgenäht, um das Tarp abspannen und windfest machen zu können. Die Stellen, an welchen die Laschen festgenäht werden, werden mit dem Verschnitt der Zeltplane verstärkt, damit der Stoff bei Zugbelastung nicht so leicht einreißt.

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Herstellung:

  • Zuschneiden der Zeltplane auf die gewünschte Größe. Dabei an allen Seiten etwa 2 cm hinzuaddieren, da die Ränder noch umgenäht werden müssen.
  • Umnähen der Ränder der Plane mit doppelter Kappnaht (d.h. der Stoff wird einmal umgeschlagen und vernäht, dann noch einmal umgeschlagen und vernäht). Wenn das Umnähen wegen des rutschigen Materials zu schwer geht, kann man sich behelfen, indem man den umgeschlagenen Stoff mit einem Klebestift fixiert.
  • Festnähen der Verstärkungen für die Abspannung, die man aus den Stoffresten ausschneidet. Die Verstärkungen sollten in etwa 8 x 10 cm groß sein.
  • Festnähen der Abspannlaschen.
  • Evtl. kann man noch kurze Nylonschnüre an den Laschen befestigen, damit man sie an Steinen festbinden kann.
  • Zuschneiden der Paracord auf etwa 8 m Länge (das sollte reichen).
  • Anschmelzen der beiden Enden der Paracord mit dem Feuerzeug, um ein Ausfransen zu verhindern.
  • FERTIG!

Das fertige Tarp wiegt inklusive der Abspannleine nur etwa 300 g und lässt sich sehr klein zusammenfalten. Der Aufbau ist unkomliziert und geht relativ schnell. Zuerst sucht man eine geeignete Stelle, idealerweise zwei Bäume mit 4-6 m Abstand. Man kann sich auch mit einem in die Erde gerammten dicken Ast oder anderen Objekten behelfen. Man befestigt das Seil an einem Baustamm, fädelt es durch die Lasche der einen Stirnseite des Tarps und mach dort einen einfachen leicht lösbaren Knoten. Dann fädelt man es durch die Lasche der anderen Stirnseite und knotet das Seil so fest, dass das Zelt bei gespanntem Seil komplett der Länge nach ausgebreitet ist. Dann knotet man das andere Ende des Seiles am anderen Baum fest, so dass es straff ist. Das Tarp hängt nun über der Leine. Um die Seitenwände zum Boden hin abzuspannen, kann man sich Steine suchen oder angespitzte Stöcke in den Boden rammen. Die Höhe ist so zu wählen, dass man gut hineinpasst.
Man kann das Tarp auch ausgebreitet schräg z.B. zu einer Mauer hin abspannen.

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2 Antworten

  1. Franz sagt:

    Hallo Andreas,

    nachdem ich heuer, nach mehreren missglückten Solo-Versuchen, einen geführten AlpenX geschafft habe, kam ich zu Erkenntnis, dass es das noch nicht sein konnte.
    Der Luxus, immer in Hotels zu schlafen und auch der Gepäckshuttle (auch wenn ich nur eine kleine Tasche mitnahm im Gegensatz zu mehreren Teilnehmern, die glatt mit 20 kg schweren Reisekoffern ankamen), nahm einen großen Teil des „Abenteuer“ der um den Begriff „Alpencross“ schwebt einfach weg.
    Aus dem Grund plane ich einen neuen Anlauf zu einem Solo-AlpenX, wobei ich hauptsächlich im freien, maximal aber auf Hütten übernachten will.
    Deswegen suche ich auch bereits nach Ausrüstung und bin auf der Suche nach einem Zelt, Biwaksack auf Dein Tarp gestossen.
    Daher meine Frage(n): Wo hast Du die Plane gefunden/gekauft, und hast Du die Enden der Plane selbst umgenäht und die Schlaufen angebracht?
    Hast Du dafür eine spezielle Nähmaschine gebraucht (Overlock?) oder reicht da auch eine normale aus?
    Ich habe zwar Anbieter von Planen gefunden, unter anderem einen Hersteller von Sonnensegeln in meiner unmittelbaren Nachbarschaft in Freising, aber keiner war auch nur annähernd im von Dir genannten Preissegment für das Material von komplett 50.-€

    Wäre echt nett, wenn Du mir Deine Bezugsquelle mitteilen könntest!

    Vielen Dank schon mal im voraus und meine Hochachtung für Deinen AlpenX 2015!

    Servus
    Franz

    • Gletschersau sagt:

      Ich habe damals das Silnylon und Garn bei Extremtextil bestellt. Das Silnylon (2. Wahl) kostet dort aktuell in 1,50 m Breite 3,40 EUR pro laufendem Meter. Das sind bei 4 Metern 41 Euro. Die Kante war meines Wissens auch an einer Seite leicht ausgefranst. Das ist jedoch kein Problem, denn die Kanten müssen sowieso umgenäht werden. Ich habe die Näharbeiten nicht selber erledigt, sondern von einer Bekannten machen lassen. Die hat eine ganz normale, aber hochwertige Nähmaschine.

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