Gletschersau vermisst die Gletscher

Bei meinem Alpencross im Juli 2015 hatte ich die gleiche Strecke bereist wie auch schon 5 Jahre zuvor. Es ist sehr interessant zu sehen, wie sich die Gegend innerhalb weniger Jahre verändert. So konnte ich zum Beispiel einen starken Rückgang des Niederjochferners beobachten. Deutlich zu sehen war auch, dass sich eine Menge Schutt und Geröll auf dem Gletscher angesammelt hat, der sich durch die Sonneneinstrahlung erwärmt und so das Abschmelzen des Gletschers zusätzlich beschleunigt. Während die Begehung des Niederjochferners auch im unteren Bereich vor einigen Jahren nicht ungefährlich war, kann man heute problemlos darüberspazieren. Das erspart den Umweg über den alten Wanderweg zur Similaunhütte, den ich 2010 noch vorsichtshalber gewählt hatte und der durch steiles felsiges Gelände führt.

blog_2015_10_10

Laut einer Studie der Universität Zürich sind in den Alpen von 1850 bis 1970 etwa 35% der ursprünglichen Gletscherfläche weggeschmolzen. Bis 2000 waren es insgesamt 50%. Das Abschmelzen der Gletscher führt in einigen Alpenregionen zu Bergstürzen, da sich das Eis früher stützend über Bergflanken gelegt hatte und nun fehlt. Vereinzelt können auch Schmelzwasserseen vollaufen und ausbrechen. Wenn die Gletscher einmal verschwunden sind, könnte sich dies auch negativ auf die Trinkwasserversorgung auswirken.

Der Rückgang ist jedoch nichts Ungewöhnliches. Man hat im freigelegten Gebiet Pflanzenreste gefunden die belegen, dass auf den Gletschergebieten von ein paar tausend Jahren teilweise Lärchenwälder gewachsen sind. Vor etwa 11.000 Jahren (im Holozän) begann eine Klimaerwärmung, die bis heute andauert und sich mit Schwankungen im Laufe der Jahrtausende etwas abgeschwächt hat. Momentan befinden wir uns in einer Schwankung nach oben.

Vor dem Holozän herrschte das Jungpleistozän, das zum Eiszeitalter gehört und etwa 115.000 Jahre angedauert hat. In dieser Zeit folgte nach einer Warmzeitperiode eine Vereisungsphase, in der unter anderem das Alpengebiet großräumig vergletscherte. Aus dem späteren Abschmelzen dieser Gletscher entstanden die Seen im Alpengebiet, wie z.B. der Bodensee, Starnberger See, Chiemsee, Gardasee und viele mehr.

Durch Umweltverschmutzung haben die Menschen viel dazu beigetragen, dass der Rückgang der Gletscher heute beschleunigt abläuft. So hat zum Beispiel die von 1930 bis 1970 fortschreitende industrielle Revolution eine starke Emission von Rußpartikeln bewirkt. Die Rußpartikel haben sich auf dem Eis abgelagert, die Reflektion des Sonnenlichtes durch das Eis verringert und stattdessen Sonnenlicht absorbiert. Dieser Effekt beschleunigt den Rückgang der Gletscher enorm. Aber auch die Klimaerwärmung bewirkt, dass sich die Gletscher im Winter nicht mehr erholen können. Während die Emission von Aerosolen (Schwebeteilchen) bis 1970 sogar zu einer leichten Abkühlung des Klimas gesorgt hat, haben später Treibhausgase zu einer Klimaerwärmung geführt. Auch der Einfluss des Golfstromes wirkt sich stark auf die Niederschläge in den Alpen aus. Insgesamt sind die klimatischen Zusammenhänge hochkompliziert, und vollständig wird sie wohl niemals jemand erklären können. Der Weltklimarat hält es für wahrscheinlich, dass die aktuell stattfindende Klimaerwärmung zu mehr als 50% vom Menschen verursacht wird.

Wenn man den (grob geschätzten) Temperaturverlauf der letzten zwölftausend Jahre betrachtet, kann man statistisch nicht wirklich behaupten, dass der menschliche Einfluss bis jetzt eine sichtbare Kursänderung bewirkt hat. Die Temperaturschwankung der letzten 200 Jahre unterscheidet sich nicht nennenswert von den Temperaturschwankungen, die in den zehntausend Jahren davor stattgefunden haben. Der konstante und deutliche Temperaturanstieg seit etwa 1930 ist jedoch unumstritten. Von Forschern berechnete Modelle prognostizieren für die nächsten 50 Jahre einen ungewöhnlich rasanten Temperaturanstieg. Es existieren inzwischen tausende Studien zum Klimawandel und ein Großteil (97%) davon stimmt in den Kernaussagen überein. Auch die seit 2000 aufgestellten Prognosen zu den Auswirkungen des Treibhauseffektes haben sich in der Praxis bestätigt.

Die Klimaerwärmung ist also kein Hirngespinst. Welche Auswirkungen sich daraus langfristig für den Alpenraum ergeben werden, kann man heute schwer abschätzen. Positiv ist es jedoch keinesfalls.

2 Antworten

  1. Frank sagt:

    super, mal eine andere art von Artikel bei dir ! War sehr informativ. Ich lese deine Seite inzwischen regelmäßig, es gibt so viel zu entdecken und erfahren !!

  2. Werner sagt:

    Angst haben, dass die Gletscher verschwinden werden, muss man nicht. Wir leben heute nur in einer Zwischeneiszeit. Nach den Berechnungen der Sonnenforscher soll ab 2029 wieder eine neue Kaltzeit kommen. Wir leben nur in einer jetzt 170 Jahre dauernden Warmzeit. Ab 2030 spätestens wird die Klimahysterie des IPCC, der Journalisten und Politiker ein Ende haben. Und niemand wird auf eine neue Eiszeit vorbereitet sein.

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