Das Leben ausmisten

Von Zeit zu Zeit lohnt es sich, sein eigenes Leben neu zu sortieren. Wie in einem Kellerraum sammelt sich in der Seele über die Jahre viel Gerümpel an, das man wahrscheinlich nie wieder braucht. Das gilt für materielle Dinge genauso, wie für das eigene Gehirn, die Psyche und alles womit man sich so beschäftigt. Die über viele Jahre gesammelten Dinge im Haus, im Kopf und im Herz können vereinzelt wichtig sein, viele davon müllen jedoch das Leben zu wie der Messi seine Bude und man schleppt sie als Ballast mit sich herum.

Nach vielen Jahren „Sammelei“ steht nun bei mir ein intensiver Frühjahrsputz an. Ich benötige meine Energie dringend für Wichtiges und für Aktionen, die mir Energie schenken anstatt sie mir zu rauben. Ich möchte meine Kraft nicht mehr verschwenden für Dinge, die ins Leere laufen oder mich aussaugen wie ein Parasit, ohne jemals etwas zurückzugeben. Deshalb wird ausgemistet, quasi als Befreiungsschlag für die Seele.

Der Prozess zwingt dazu, Prioritäten zu setzen, Entscheidungen zu treffen und Veränderungen herbeizuführen. Gleichzeitig nimmt man Abschied vom materiellen und emotionalen Strandgut, das man irgendwann eingesammelt und aufbewahrt hat. Das fällt manchmal schwer, aber es befreit, denn ich schaffe mehr Raum für Wichtiges und frischen Platz für Neues. Weniger Ballast macht flexibler und erlaubt es, die eigene Persönlichkeit frei zu entwickeln.

Es beginnt mit kleinen Schritten. Jeder Gegenstand, jede Erinnerung erzählt eine Geschichte. Ich blicke zurück, manchmal mit Freude, manchmal mit Trauer und nehme Abschied. Das gilt für alte Fahrradteile genauso wie für persönliche Erfahrungen.

E-Mail Postfach leeren: Alte E-Mails werden gelöscht. Die Kommunikation im Jetzt ist wichtiger als die aus der Vergangenheit.

Alte Kontakte am Smartphone löschen: Menschen, die nicht mehr an meinem Leben teilnehmen, werden auch in der Kontaktliste nicht mehr benötigt. Das Adressbuch wird übersichtlicher.

Verwaiste oder belanglose Whatsapp-Chats löschen: Alte Chatverläufe und Chats ohne Herz und Persönlichkeit sind wertlos und können entrümpelt werden. Eine Befreiung für das Smartphone und die Gedanken!

Tätigkeiten stoppen, in die man nur investiert ohne etwas zurückzubekommen: Einseitiges Engagement wird aufgegeben, wenn es erwartet anstatt geschätzt wird. Besonders wenn man seine Zeit für wichtige Dinge braucht.

Aktivitäten beenden, die reine Energieräuber sind: Das freiwillige Engagement ist gesellschaftlich oder sozial wichtig. Wenn es jedoch nur noch Energie raubt und kaum Positives zurückkommt, sollte man es sofort einstellen.

Hoffnungen begraben, die sich zu lange nicht erfüllt haben: Auch in der Seele wird entrümpelt. Die Gedanken sollen nicht durch falsche Hoffnungen blockiert werden. Konzentriere dich auf erfolgversprechende und realistische Ziele!

Verträge kündigen, die nur kosten und nichts bringen: Zahlst du für Verträge, Versicherungen oder Dienstleistungen, ohne jemals einen Dienst in Anspruch zu nehmen? Weg damit!

Mehr Zeit für wichtige und positive Dinge: Mehr Zeit mit Menschen verbringen, die mir wichtig sind. Mehr Zeit für Tätigkeiten, die Freude bereiten. Mehr Raum für Aktivitäten, die Energie geben.

Wohnung ausmisten: Kleidung, Gegenstände, Fahrradteile, was auch immer. Alles, was man zu lange nicht benutzt hat, sollte man loswerden. Gegenstände belasten, sie sind unterbewusst eine Last für das Gehirn.

Entsorgt man das Gerümpel (sowohl in der Seele, als auch im Haus), kann es auch passieren, dass man etwas wegwirft, was vielleicht noch wichtig gewesen wäre. Aber genau diese Angst ist es, die uns von vornherein daran hindert den alten Ballast loszuwerden. Das führt letztendlich dazu, dass wir eine Masse an Dingen mit uns herumtragen, die uns belasten und das Leben schwer machen. Also Mut zum Risiko! Im Notfall lässt sich fälschlich Entsorgtes auch wieder zurückholen oder neu aufbauen.

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6 Antworten

  1. Philip sagt:

    Gefällt mir. Ich ertappe mich auch dabei zu viel anzusammeln. Interessant daß du auch virtuell ausmistest, daran hab ich noch nie gedacht. Eine gute Idee!

  2. Zanne sagt:

    Finde ich sehr schön, dass du auch ab und zu Philosophisches schreibst. Dein Blog hat viel Tiefe Andi.

    • Olaf sagt:

      Hey erstmal Danke Danke für deine supertolle Seite. Ich bin auch der Meinung man sabotiert sich manchmal unbewußt, aus Gewohnheit selbst (Selbstsabotage) LG

  3. Phil sagt:

    Mountainbiking und Ausmisten passt für mich gut zusammen.
    Mit dem Rad alleine durch den Wald zu fahren hat für mich immer etwas Meditatives. „Den Kopf ausmisten“ trifft es wohl. Einfach mal an nichts denken.
    Das gelingt mir am einfachsten, wenn zuhause nicht zu viel Ballast auf mich wartet.
    Dein Artikel bietet eine schöne Übersicht über solche Bereiche, in denen sich Ballast aufbaut. Insbesondere Engagements aufzugeben, hinter denen man nicht mehr so richtig steht, und alte Hoffnungen zu begraben, wird von vielen vernachlässigt.
    Schönes Ding.

  4. Gerhard sagt:

    Einerseits gebe ich dir recht, aber andererseits sind doch diese radikalen Aktionen ein Zeichen für Unaufgeräumtheit im Alltag. Wenn man mit dem, was man hat, tut, denkt im Klaren ist und sich bewusst und aufmerksam mit sich und seinem Umfeld verhält, dann braucht es m.E. diese Rundumschläge nicht, die andere Menschen vor den Kopf stoßen und – seien wir da ehrlich – doch nur von kurzfristiger Dauer sind. Ich denke, das ist eher ein Symptom einer Krise und wirkt ein wenig kindisch. Sorry, aber meine Meinung

    • Gletschersau sagt:

      In einem Punkt sind wir uns einig: Unaufgeräumtheit. Denn ausmisten und aufräumen gehören selbstverständlich zusammen. Wenn man ein sehr aktiver und engagierter Mensch ist, wird man sich mit der Zeit fast zwangsläufig mal verzetteln bzw. mit zu vielen Dingen belasten. „Rundumschlag“ ist ein sehr pauschales und negatives Wort, das hier überhaupt nicht angemessen ist. Es handelt sich stattdessen um eine sinnvolle Bereinigung. Menschen denen ich wichtig bin und die mir wichtig sind, sind davon sowieso nicht betroffen. Bei allen anderen ist es gleichgültig, ob sich jemand vor den Kopf gestoßen fühlt, denn diese nehmen ohnehin nicht an meinem Leben teil. Mit der „Krise“ wirst du unnötig dramatisch, zumal du mich ja gar nicht kennst. :-)
      Nix für ungut, schreib gerne weiter deine ehrliche Meinung! Ich schätze das.

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