Alpencross 2019 Tag 2

Etappe 7: Talschlusshütte – Zsigmondyhütte – Passo Fiscatino – Lago di Lavaredo – Cortina d’Ampezzo
Länge: 42 km
Gesamtanstieg: 1680 Hm
Gesamtabstieg: 1760 Hm


Nach einem ausgiebigen Frühstück sind wir bereits um 8:30 losgezogen. Ich war nun ausgeruht und wieder topfit. Der Weg führte uns zunächst am Steilhang unterhalb des Einserkofel entlang, bereits hier war es auf weiten Teilen erforderlich, das Bike zu tragen.

Es ging weiter, teils über Felstreppen und Felsstufen, bis der Pfad eine Biegung beschrieb und der letzte Anstieg zur Hütte bevorstand. Bei herrlichem Sommerwetter kämpften wir uns weiter nach oben. Mein körperlicher Zustand war heute wesentlich besser, ich fühlte mich absolut fit und gesund!

Gegen Mittag erreichten wir die Zsigmondyhütte auf 2230 m Höhe. Eine Pause war angebracht, um zusammen mit den dort angeleinten anderen Eseln die Sextner Dolomiten um uns herum bei strahlendem Sonnenschein zu genießen.

Dann machten wir uns wieder auf, um die verbleibenden 300 Hm zum Passo Fiscatino (Oberbachernjoch) hinter uns zu bringen. Kurz darauf fielen mir die dunklen Wolken auf, die von Westen her über die Berge gezogen kamen. Das sah verdächtig nach Gewitter aus, was sich auch mit dem Alpenwetterbericht deckte. Schon bald hörten wir dumfes Donnergrollen aus der Ferne und der Wind frischte auf. Nun hieß es Gas geben! Ich wollte um jeden Preis vermeiden, oben auf dem Pass ins Gewitter zu kommen. Uns blieben vielleicht noch 30 Minuten für die letzten 150 Höhenmeter. Ralph schaffte es nicht mehr, seine Kräfte zu mobilisieren und so beschlossen wir im Schutz eines Felsvorsprunges das Gewitter über uns ziehen zu lassen. Die Räder hatten wir vorsichthalber 100 m entfernt abgelegt, da sie wie eine Antenne für den Blitz wirken würden.

Als 20 Minuten lang immer noch keine Wetterveränderung eingetreten war, eilten wir weiter bergauf. Als wir oben am Oberbachernjoch auf 2500 m angekommen waren, zuckten bereits die Blitze über den Himmel und dicke Regentropfen fielen vereinzelt auf uns herab.

Im Gegensatz zu einer italienischen Touristin fühlten wir uns nicht sicher genug zum Verweilen, stellten unsere Sättel herunter und nahmen nicht den Weg zur Büllelejochhütte, sondern fuhren über einen steilen Pfad ab zum kleinen Lago di Cengia. Auf dem Weg legten wir unsere Regenbekleidung an, da die Anzahl der Tropfen merklich zunahm. Dann nichts wie weiter!

Auf einem breiten Schotterweg ging es rasant etwa 150 Höhenmeter abwärts, wo wir uns schon merklich sicherer fühlten. Doch auch der Donner wurde lauter, Blitze erleuchteten den grauen Himmel und es regnete stärker. Es folgte ein weiterer Anstieg zum Lago di Lavaredo, zwar auch nur 150 Hm, doch aus dem Regen wurde Hagel und erbsengroße Eiskörner prasselten auf uns nieder. Das Gewitter tobte immer noch um uns, doch wir hatten keine Wahl als weiterzugehen. Hier oben waren wir überall mehr oder weniger gleich dem Wetter ausgesetzt, also mussten wir einfach durch.

Als wir uns bis zum See hochgekämpft hatten, klarte es ein wenig auf. Im spitzen Winkel fuhren wir links über einen Trail bergab. Ansich ein schöner schmaler Weg, der über Almwiesen führte, doch der Regen nahm schon wieder zu. Auf etwa 2300 m trafen wir auf eine verlassene und halb verfallene Almhütte, in der wir schließlich Schutz suchten.

Als der Regen aufgehört hatte, fuhren wir weiter ab, bis wir wieder auf eine breite Schotterstraße nahe der Kapelle degli Alpini stießen. Wir legten zuerst einmal unsere Regenkleidung ab, die nun nicht mehr notwendig erschien. Während die Sonne immer häufiger zwischen den Wolken hervorschien, fuhren wir in hohem Tempo ab bis zum Rifugio Auronzo, das über eine Asphaltstraße erreicht werden kann. Wir nahmen jedoch nicht die Straße ins Tal, sondern folgten dem teilweise recht technischen Trail, der diese an einigen Stellen kreuzte. Die Abfahrt machte eine Menge Spaß, zumal nun auch das Wetter wieder gut war.

Die Routenplanung führte uns zum Col de le Saline. Nach einem Abzweig vom Forstweg gelangten wir auf einen stark zugewachsenen ungepflegten Singletrail, der sich zunehmend im Unterholz verlor. Diese 250 Höhenmeter mussten wir größtenteils schiebend vernichten, da an Fahren wegen des vielen Gestrüpps und umgestürzter Bäume nicht zu denken war.

Endlich landeten wir auf der Bundesstraße und waren ausnahmsweise einmal froh, Asphalt unter die Reifen zu bekommen. 4 Kilometer Raserei später kam bei Schluderbach der Abzweig nach links und wir fuhren entlang der SS51 einen über 10 km dauernden lang gezogenen Anstieg hinauf. Endlich konnten wir auf einer stillgelegten Bahntrasse das letzte Stück zügig nach Cortina d’Ampezzo abrollen.

Mit insgesamt über 40 km Strecke, viel Tragerei und schlimmen Wetterverhältnissen hatte uns der Tag einigermaßen geschlaucht. Dafür musste ein Ausgleich her, und zwar in Form eines Wellness-Hotels am Ortseingang. Bei einer Vielzahl von Saunagängen, kalten Duschen und Whirlpool-Entspannungen regenerierten wir ausgiebig, bevor wir uns über das Abendessen hermachten.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert