Alpencross 2018 Tag 5

Etappe 5: Mallnitz – Spittal – Goldeck – Eckwandsattel – Weissensee
Länge: 67 km
Gesamtanstieg: 1350 Hm
Gesamtabstieg: 2700 Hm


Eine ruhige Nacht und ein ausgiebiges Frühstück später saßen wir schon wieder im Sattel und fuhren am Mallnitzer Bahnhof vorbei, bis wir auf die alte Bahntrasse gelangten, die früher Mallnitz mit dem Mölltal verbunden hatte. Heute ist dies ein Radweg, dem man bei sanftem Gefälle bis oberhalb von Obervellach sausen kann. Dann bleibt einem leider nichts anderes übrig, als die letzten Höhenmeter auf ein paar Asphaltserpentinen zu vernichten.

Von Obervellach radelten wir ohne besondere Erlebnisse auf dem Radweg entlang der Möll bis nach Spittal an der Drau. Es war schwülwarm und die Strecke zog sich in die Länge. Aber wir kamen flott voran und lagen gut im Zeitplan.

In Spittal brachte uns die urige Goldeckbahn mit einmal Umsteigen an der Zwischenstation insgesamt 1400 Höhenmeter hinauf bis zum Goldeck (2100 m), ohne dass wir einen Tropfen Schweiß vergießen mussten. Vom Gipfel rollten wir eine 500-Meter-Passage rüber zum Seetalnock.

Vom Seetalnock hatte man eine gute Sicht auf das Triglav-Gebirge in Slowenien. Doch wir verweilten nicht lange, sondern setzten unsere Abfahrt auf einem flowigen Singletrail fort. Nach kurzer Zeit wurde es steiler und es ging teilweise auf Geröll, teilweise recht technisch abwärts.

Irgendwann macht der Wanderweg einen scharfen Linksknick und man fährt weiter über einen Ziehweg, der aufgrund der von Kühen verursachten Flurschäden stark erodiert und nur schwer zu fahren war. Dennoch ist hier für einigen Fahrspaß gesorgt, absteigen mussten wir nur selten.

Schließlich endet dieser zerstampfte Pfad an der bewirtschafteten Unteralm. Vor uns lag nun eine Steigung von rund 400 Höhenmetern, bevor wir zum Ziel Weissensee abfahren konnten.

Vielleicht wegen des bewölkten Wetters waren wir hier die einzigen Gäste. Wanderer begegneten uns auf der gesamten Etappe auch nicht. Nach einer kurzen Pause folgten wir 500 Meter der Forststraße, bevor ein schmaler Pfad links in den Wald abzweigt. Die Höhenlinien auf der Karte lassen es nicht vermuten, doch Fahren war auf dem Weg nicht möglich, da er übersät von Fels- und Wurzelhindernissen war. So zerten wir in mühsamer Arbeit unsere Bikes etwa einen Kilometer weit über den schmalen Waldweg, bis wir eine Lichtung erreichten.

Hier änderte sich die Beschaffenheit des Weges und wir mussten nicht mehr schieben. Nein, ab hier war Tragen angesagt, denn es wurde zusätzlich sehr steil. Über 400 Höhenmeter lagen die Bikes wieder größtenteils auf den Schultern, während es über Felsstufen und steiniges Gelände aufwärts ging.

Tragen war auch angesagt, als wir die Baumgrenze überschritten und der Aufstieg über Almwiesen fortgesetzt wurde. Eine Herde von Schafen meckerte uns laut hinterher. Wahrscheinlich lachten sie uns aus, weil wir so deppert waren und unsere Bike auf den Berg hinaufschleppten.

Am Eckwandsattel auf 2050 m hatten wir den höchsten Punkt erreicht, ab hier würde es fast nur noch bergab gehen. Ein staker Wind pfiff uns um die Ohren, sodass wir die Regenjacken anlegten, um uns keine Erkältung zu holen. Da sich am Horizont ein paar dunkle Wolken stapelten, verweilten wir nicht lange sondern machten uns schnell an den Abstieg. Ja, leider war es keine „Abfahrt“. Der schmale Pfad zog sich am Südhang der Eckwand leicht abwärts und wäre theoretisch gut fahrbar gewesen.

Doch der ausgesetzte Wanderweg war leider in einem so miserablen Zustand (teils erodiert, teils von Kühen zerstört), dass an Fahren überhaupt nicht zu denken war. Meistens trugen wir das Bike in einer Hand, da der Weg in diesem steilen Gelände sogar zu schmal zum Schieben war. Ich hatte den starken Verdacht, dass die Pflege der Wanderwege in Kärnten generell nicht so zuverlässig funktionierte, wie in anderen österreichischen Bundesländern. Auf meinen Touren durch Kärnten waren abseits der großen Forststraßen kaputte Wanderwege eher die Regel.

Mittlerweile zog das Unwetter immer näher heran und wir hörten schon in der Ferne das dumpfe Grollen des Donners. Auf einem kahlen ausgesetzten Hang in 2000 m Höhe möchte man nicht in ein Gewitter geraten, deshalb verdoppelten wir unsere Anstrengungen und versuchten schneller vorwärts zu kommen. Leider mit geringem Erfolg.

Schließlich fielen dicke Regentropfen auf uns und erste Blitze zuckten über den Himmel. Langsam wurde uns mulmig zumute, hatten wir doch erst die Hälfte des exponierten Weges zurückgelegt. Wir zogen schnell unsere Regenkleidung an und eilten weiter. Vor uns lagen ein paar Baumgruppen und das Gewitter kam schnell näher. Wir entschieden kurzerhand, unsere Bikes in einer Entfernung von 100 Metern liegen zu lassen und zu der ersten Baumgruppe zu laufen. Wir wollten schließlich nicht mit einer Alu-Antenne in der Hand ein Gewitter direkt über uns erleben.

Während man sich im Gewitter bestimmt nicht unter einen einsamen Baum stellen sollte, hielt ich es für relativ sicher, in einer der verteilten Baumgruppen Unterschlupf zu suchen. Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Blitz genau in unseren Baum hineinfahren würde, sollte relativ gering sein. So wetterten wir eine halbe Stunde lang bei starkem Regen, Blitz und Donner ab. Immerhin war die Regenkleidung erstklassig, sodass uns das Unwetter nichts ausmachte. Als das Gröbste vorbei war, sammelten wir unsere Bikes wieder ein und setzten den Marsch fort.

Als wir schließlich den Sattel Stosia erreichten und von ein paar Pferden begrüßt wurden, konnten wir endlich wieder fahren. Der Weg führte uns bei leichtem Regen und leichtem Gefälle erst über Almwiesen, dann über wurzeligen und rutschigen Untergrund am bewaldeten Bergrücken oberhalb des Weißensees entlang.

Irgendwann kamen wir auf eine Forststraße, die sich über die Alm Hinterm Brunn zog und in Weißensee endete. Kaum hatten wir den Wald verlassen und waren in dem kleinen Urlaubsort am See angekommen, kam die Sonne heraus und die nasse spiegelnde Straße blendete unsere Augen.

Wieder hatten wir es geschafft, und zwar mit wesentlich mehr Anstrengung und Zeitaufwand als erwartet. Es kommt immer auf die Beschaffenheit der Trails an, wie sich der Tag gestaltet. Und diese lässt sich anhand der Karte halt nur schlecht vorhersagen.

Die Bikes wuschen wir direkt im See, bevor wir uns auf die Zimmersuche machten. Wir wollten schließlich keinen allzu verwahrlosten Eindruck machen.

Zur Feier des Tages quartierten wir uns in einem Vier-Sterne-Hotel ein, denn ein mondänes umfangreiches kulinarisch erstklassiges Frühstücksbuffet schien uns angemessen zu sein. Das Hotel hatte nicht nur einen Wellnessbereich, sondern auch einen privaten Strandbereich am See mit eigenem Spa inklusive Sauna. Noch nie lagen Quälerei und Genuss so nah beieinander wie auf diesem Alpencross!

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