Alpencross 2016 Tag 6

Etappe 6: Reischach – Kronplatz – Furcia – St. Vigil – Rif. Pederü – Rif. Fanes – Limojoch
Länge: 35 km
Gesamtanstieg: 1100 Hm
Gesamtanstieg mit Seilbahn: 2400 Hm
Gesamtabstieg: 1200 Hm


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Am nächsten Morgen waren wir pünktlich um 8:30 Uhr mit einer anderen Gruppe von Mountainbikern an der Talstation der Kronplatz-Seilbahn und kauften uns ein Ticket. Wenig später standen wir oben auf der blanken Kuppel des Skifahrerberges auf 2275 m inmitten von verwaisten Liftanlagen, Hotels, Skihütten und Vergnügungseinrichtungen. Der Name des Berges „Plan de Corones“ kommt von der Sage, dass hier oben die unverwundbare Prinzessin des Reiches der Fanes namens Dolasilla gekrönt worden sein soll. Nunja, heute würde der Berg eines solch bedeutenden Ereignisses wohl nicht mehr gerecht. Dennoch ließen wir uns es nicht nehmen, das Beton- und Stahlmonster „Concordia 2000“ – ein Monument mit einer großen Glocke, das im Jahr 2003 anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Skigebietes auf den ohnehin schon verschandelten Berg gekotzt wurde – zu begehen und von dort aus den Rundumblick auf die umliegenden Berge zu genießen.

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Wir verweilten nur kurz, dann fuhren wir vorbei am Messner Mountain Museum zum Thema „Klettern“ (eine etwas eigentümliche Themenwahl, da auf dem Kronplatz an Klettern gar nicht zu denken ist) zur Bergstation des Ruis. Gleich hier beginnt die Furcia Freeridestrecke, die extra für Downhill-Mountainbiker angelegt wurde. Nach meiner Kenntnis ist dies die einzige Attraktion, die der Berg im Sommer zu bieten hat. (Es gibt noch drei andere Freeride-Strecken, doch die Furcia ist die einzige, die hinunter in Richtung St. Vigil führt.)

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Diese Strecke ist insgesamt knapp 4 km lang, hat etwa 70 Kuven und verläuft über 450 Höhenmeter nach unten bis zum Ruis Lift, der einen dann wieder nach oben befördern kann. Furcia Freeride ist wie eine Murmelbahn angelegt, man kann mit Schwung und wenig bremsen flott durch die Steilkurven düsen, inklusive einer Handvoll niedriger Sprünge und am Ende einer kurzen Wurzelpassage. Insgesamt hat die Abfahrt einen Riesenspaß gemacht, auch wenn sie nur durch das Steigern der Geschwindigkeit etwas anspruchsvoll werden kann.

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Vom Passo di Furcia (Furkelsattel) haben wir dann die Skipisten direkt hinunter nach St. Vigil genommen, was wahrscheinlich noch die interessanteste Abfahrtsvariante war. Interessant war auch die Erfahrung, mitten in der Schussfahrt zu bemerken, dass die Hänge frisch gedüngt worden waren. Und zwar mit Gülle. Entsprechend sahen wir und unsere Fahrräder auch aus, als wir unten angekommen waren. Vom Gestank ganz zu schweigen.

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Unsere Route führte uns nun durch das sanft ansteigende Rautal hinauf zur Pederü-Hütte. Hier verläuft ein Waldweg romantisch entlang eines wunderschönen Gebirgsbaches, während links und rechts die hohen Berge der Dolomiten aufragen. Die Strecke ist sehr kurzweilig zu fahren und landschaftlich wirklich toll. Außerdem hat man die Möglichkeit, den ganzen Odel wieder abzuwaschen. Zwischendurch konnte sich das Wetter wieder einmal nicht richtig entscheiden und provozierte uns immer wieder mit kurzen Regenschauern.

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Das Rifugio Pederü war gut besucht, da es ja bequem per Auto erreichbar ist. Von hier aus starten viele Leute ihre Wandertouren. Bevor für uns die erste richtige Steigung des Tages anstand, legten wir eine Pause ein und Martin konnte seinen Kohlenhydratspeicher wieder auffüllen. Dann nahmen wir die Auffahrt in Angriff. Eine steile Schotterstraße führte uns vorbei an einem trichterförmigen Hang (an dessen Grund sich die Quelle des Baches befindet) ins Fanes-Gebirge.

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Oben auf 2050 m Höhe gelangt man in ein Tal, das touristisch gut erschlossen ist. Die kleine Faneshütte, die große Fanes-Hütte (die eher ein großes modernes Hotel ist) und die Lavarellahütte bieten Unterkunftsmöglichkeiten für eine Menge Touristen. Doch trotz der über die Zehnerspitze herüberziehenden schwarzen Gewitterwolken und des Donnergrollens in der Ferne ging es für uns noch weiter nach oben, denn unser Ziel war das Limojoch.

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Dieses erreichten wir auf 2170 m im beginnenden Regen. Die Zeit reichte noch für ein schnelles Gipfelfoto, dann war für uns am Limosee die Etappe beendet. Nachdem der Regen wieder aufgehört hatte, beschlossen wir, noch schnell zum Col Bechei di Spora aufzusteigen, von wo aus man eine perfekten Blick über das Fanes-Gebirge und die morgen bevorstehende Etappe in südlicher Richtung hatte. Dann setzten wir uns an den stillen See und verspeisten Salami, Käse und Knoblauch. Trotz des trüben Wetters war ich begeistert von der Ruhe und Mächtigkeit der Landschaft hier oben. Doch bei Martin wollte wegen Heimweh keine gute Stimmung aufkommen, und so zogen wir uns unter das Tarp zurück und durchschliefen eine regenreiche Nacht.

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