Die neue GoPro Hero 6 – Lohnt sich der Kauf?

Seit kurzem ist die brandneue GoPro Hero 6 im Handel erhältlich. Rein äußerlich ist sie identisch mit der GoPro Hero 5. Was genau hat sich also geändert und lohnt es sich, aktuell ca. 550 Euro und somit etwa 200 Euro mehr auszugeben? Diese Fragen möchte ich nun beantworten.

Ich möchte an dieser Stelle auf meinen neuen Artikel zur GoPro Hero 6 verweisen, der viele grundlegende Informationen, Tipps und Einstellungshinweise enthält, um das Optimum aus der Kamera herauszuholen.

Die größte Änderung der Actioncam Version 6 steckt im Inneren des Gehäuses: Ein neuer Bildprozessor, der deutlich leistungsfähiger ist, als der Prozessor der Hero 5. Das ermöglicht eine Reihe von Verbesserungen, für die der alte Prozessor einfach zu schwach war.

Bildwiederholrate

Durch die erhöhte Rechenleistung haben sich die Bildwiederholraten der Kamera praktisch verdoppelt. So sind nun 4k-Aufnahmen mit 60 fps möglich (GoPro 5 – 30 fps), FullHD-Aufnahmen mit 240 fps (GoPro 5 – 120 fps), 2,7 k mit 120 fps. Das bringt große Vorteile, wenn man flüssige Zeitlupen machen möchte.

Bildstabilisierung

Die Bildstabilisierung der GoPro 5 war schon nicht schlecht, aber bei der GoPro 6 wurde sie noch einmal erheblich verbessert! Die Stabilisierung ist nun so gut, dass sie fast an ein Gimbal heranreicht. Man könnte sich also für die meisten Situationen die Anschaffung eines Gimbal sparen. Selbst wenn man Aufnahmen beim Laufen macht, ist das Bild relativ ruhig und kaum verwackelt. Im Gegensatz zum Gimbal, bei dem man denkt die Kamera „gleitet“, sieht man bei der GoPro 6 noch sanfte Bewegungen. Das finde ich aber eher positiv, da die Aufnahme dann nicht so unnatürlich wirkt. Außerdem spart man sich die Kosten und auch den technischen Ballast eines Gimbals. Diese Neuerung ist wirklich erstaunlich und meiner Meinung nach eines der wichtigsten Kaufkriterien der Kamera.

Bildstabilisierung ist nun auch bei 4k/30 fps und bei FullHD/120 fps möglich, jedoch nicht bei 4k/60 fps. Man sollte auch im Hinterkopf behalten, dass bei elektronischer Bildstabilisierung immer der Blickwinkel beschnitten wird; bei der GoPro Hero 6 ist der Bildausschnitt mit eingeschalteter Stabilisierung etwa 10% kleiner (nicht 5%, wie offiziell angegeben).

Bildqualität

Der Dynamikumfang der GoPro 6 konnte um 2 Stufen angehoben werden. Das ist enorm, denn nun werden mehr Details in kontrastreichen Situationen sichtbar. Das heißt, die hellen Stellen im Video sind nicht so ausgewaschen und bei dunklen Stellen sind mehr Details erkennbar. Das ist ebenfalls eine sehr positive Verbesserung! Man hat dadurch weniger Stress bei der Nachbearbeitung.

Die Farbwiedergabe der Kamera ist im Vergleich zur GoPro 5 etwas bunter, d.h. die Farbsättigung ist höher. In vielen Situationen sieht das gut aus, aber bei Bildsituationen mit von Natur aus kräftigen Farben wirkt die Sättigung etwas übertrieben. Die Aufnahmequalität bei schlechten Lichtverhältnissen, die schon bei der GoPro 5 ziemlich gut war, wurde nochmals erhöht.

Die Bildschärfe ist gut, könnte aber in der FullHD-Auflösung (1080p) etwas knackiger sein. Die Yi 4k liefert in diesem Bereich eine etwas bessere Qualität. Besonders interessant ist die Auflösung von 2,7k die 60 fps, SuperView, Bildstabilisierung und automatische Restlichtanpassung leistet. Durch die im Vergleich zu FullHD höhere Auflösung erreicht man eine Videoqualität mit hoherer Detailstufe, besonders auch wenn man das Video in der Nachbearbeitung auf FullHD herunterskaliert.

Automatische Restlichtanpassung

Mit dieser Funktion, die man ein- oder ausschalten kann, passt die Kamera die Belichtung beim Übergang zwischen Hell und Dunkel wesentlich schneller an (z.B. wenn man aus einem Tunnel oder Wald ins Freie fährt). Die automatische Restlichanpassung kann für Aufnahmen mit einer Bildwiederholrate von mehr als 30 fps aktiviert werden (außer für Aufnahmen mit 240 fps). Ebenfalls ein sehr nützliches Feature!

Audioqualität

Die Qualität der Tonaufnahmen bei Verwendung der eingebauten Mikrofone hat sich verändert. Die Windgeräuschunterdrückung wurde noch einmal verbessert. Doch auch im normalen Stereomodus sind die Aufnahmen etwas dumpfer, dafür ist jedoch das hohe Grundrauschen der Hero 5 fast verschwunden.

Akku

Zunächst einmal hat sich der Akku nicht verändert, es ist immer noch der gleiche 1220 mAh Akku der Hero 5. Das ist erfreulich, wenn man noch Ersatzakkus der Hero 5 zuhause hat. Die Akkulaufzeit hat sich geringfügig verbessert, wenn man im gleichen Videomodus filmt wie mit der Hero 5. Wenn man mit 4k/60 fps filmt hält der Akku etwa 50 Minuten. Wie schon im GoPro 5 Artikel beschrieben, kann man die Laufzeit durch Ausschalten bestimmter Funktionen noch einmal deutlich erhöhen.

WLAN

Die GoPro 6 bietet ein schnelleres WLAN durch Verwendung des 802.11ac-Wireless-Standards (5 GHz). Dadurch können die Videos dreimal so schnell auf das Smartphone übertragen werden. Das ist nicht zu vernachlässigen, besonders wenn man zunehmend 4k-Aufnahmen macht. Der Akku wird dabei jedoch ziemlich stark beansprucht. Man sollte die Daten also nicht unterwegs übertragen, sondern erst am Abend, wenn ein Stromnetz zum Aufladen zur Verfügung steht.

Display

Die Qualität des Displays hat sich hinsichtlich der Farbtreue verbessert, was allerdings weniger relevant sein dürfte.

Die Touch-Funktion des Displays wurde verbessert. Man hat nun außerdem die Möglichkeit, den Blickwinkel mithilfe des Touch Zooms stufenlos zu verändern (jedoch nicht im 4k-Modus und nicht während einer Videoaufnahme).

Spracherkennung

Die Spracherkennung wurde überarbeitet. Sie kann nun ein verstandenes Sprachkommando akustisch bestätigen. Wenn die Kamera per Sprachkommando ausgeschaltet wurde, versetzt sie sich in einen stromsparenden Lauschmodus (die Kamera hält in diesem Modus 8 Stunden durch) und kann per Sprachkommando wieder aufgeweckt werden.

QuickStories

Mit der QuickStories App kann man aus GoPro-Videos nun automatisch ein Kurzvideo erzeugen lassen. Dabei werden Sensordaten, GPS-Daten, die Daten des Beschleunigungssensors, Gyroskops und der Mikrofonaufnahmen analysiert. Außerdem kommen Funktionen wie Gesichtserkennung und die Analyse spezifischer Sounds wie z.B. Applaus oder Jubelrufe zum Einsatz, um die wichtigen Momente in den Videoaufnahmen zu erkennen. Auch wenn man das Feature nicht nutzen möchte, ist es doch erstaunlich, wie fortgeschritten die Software und der Prozessor inzwischen sind.

Videomodi

Es sind einige Blickwinkeleinstellungen herausgefallen. Bei der Hero 6 gibt es nur noch SuperView, Weit und Linear. Die Blickwinkeleinstellungen Mittel und Eng, die es bei der Hero 5 noch gab, sind verschwunden. Das finde ich gut, denn diese Einstellungen waren ohnehin überflüssig und somit werden die Menüs aufgeräumter. Gleiches gilt für die Bildwiederholraten und niedrigen Auflösungen, auch hier sind unnötige Modi entfernt worden. Neu hinzugekommen ist die 4k-Aufnahme mit einem Seitenverhältnis von 4:3 (4096 x 3072 Pixel).

In der Grafik sind die Auflösungen/Einstellungen, die ich für am sinnvollsten halte, grün markiert. Wobei sich die Einstellung 4k/30fps eher für Landschaftsaufnahmen und weniger für Actionaufnahmen eignet.

Lohnt sich die Anschaffung?

Etwa 150-200 Euro muss man mehr berappen, wenn man statt der GoPro Hero 5 zur neuen GoPro Hero 6 greift. Das ist nicht wenig Geld, zumal die GoPro 5 ja auch schon sehr gute Ergebnisse liefert. Was mich an Actioncam-Aufnahmen mit Abstand am meisten stört ist das Gewackel. Ich hatte sogar schon mal über die Anschaffung eines Gimbal nachgedacht, wenn das nicht so teuer und sperrig wäre. Dank des neuen Bildstabilisators der GoPro 6 kann man sich ein Gimbal nun für viele Anwendungsfälle sparen. Allein das kann den höheren Preis schon rechtfertigen. Dazu kommen noch der höhere Dynamikumfang und die automatische Restlichtanpassung als wichtige Neuerungen, was die Videoqualität spürbar erhöht. Wer in 4k-Auflösung filmt, wird sich außerdem sehr über die höhere Bildrate (60 fps) bzw. Stabilisierung (bei 30 fps) freuen.

Fazit: Wenn man es sich leisten kann, sollte man beim Kauf einer Actioncam meiner Meinung nach die GoPro Hero 6 wählen. Es ist außerdem damit zu rechnen, dass 2018 der Preis ein stückweit fallen wird. Die Stabilisierung der Kamera ist einfach fantastisch. Wenn man hauptsächlich 4k mit hoher Bildrate filmen möchte, kann man sich die Yi 4k Plus anschauen, die ca. 200 Euro günstiger ist als die GoPro Hero 6, ähnliche Funktionen bietet, dafür bleibt aber der Bildstabilisator deutlich hinter der GoPro 6 zurück und ist eher mit der GoPro 5 vergleichbar.

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5 Antworten

  1. Pit sagt:

    Hi Andi, Danke für Deine ausführliche Einschätzung. Der Aufpreis scheint sich wirklich zu lohnen, da auch ich auf die genannten Verbesserungen viel Wert lege. Besitzt Du selbst eine 6er? Viele Grüße, Pit

  2. Carmen sagt:

    Danke für deine ausführliche Beschreibung. Insbesondere der Kostenpunkt bzgl Gimbal.

  3. Frido sagt:

    Sehr interessant danke für den Artikel !! Wollte mir schon eine Gopro 5 zulegen und habe es mir nochmal anders überlegt. Der Stabi ist beeindruckend, wie ich in einigen Youtube Videos sehen konnte. Nun wirds die Gopro 6 :)

  4. DHBiker sagt:

    Der Preis für die Gopro ist jetzt auf 430 € gefallen! :-)

    • Gletschersau sagt:

      Danke für den Hinweis! GoPro steckt momentan in Schwierigkeiten, der Aktienkus zeigt seit Mitte 2015 stetig nach unten. Von über 60 $ auf knapp 7 $ ist ein schlimmer Absturz. Grund sind wohl einerseits die überhöhten Preise. Andererseits wird die mangelnde Innovation kritisiert. GoPro war einige Zeit ein konkurrenzloses cooles Produkt. Dies ist nun nicht mehr der Fall. Konkurrenzprodukte wie die YI 4k Plus gibt es schon für etwa 310 Euro. Immer weniger Leute sind deshalb bereit, die hohen Preise für die Hero zu bezahlen. Um dem entgegenzuwirken hat GoPro beschlossen, aus dem wenig erfolgreichen Drohnengeschäft („Karma“) auszusteigen, hunderte Mitarbeiter zu entlassen und den Preis der GoPro Hero 6 zu senken.

      Ich persönlich gehe davon aus, dass die Hero 6 in der ersten Jahreshälfte noch weiter im Preis fallen wird. Meiner Meinung nach hat GoPro nicht wirtschaftlich gearbeitet (300 Mitarbeiter für die Karma Entwicklung, 1000 für die Hero Entwicklung, das ist irrsinnig viel!) und die anfänglichen Erfolge nicht effektiv genug in die Weiterentwicklung und Forschung investiert. Somit haben sie den Vorsprung verspielt. GoPro wird erheblich verschlanken müssen und wenn sie Glück haben werden sie von irgendeinem großen Unternehmen aufgekauft.

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