Downhill-Fun am Geisskopf

Es sind Ferien und mein Sohn hatte die Idee, den vorerst letzten hochsommerlichen Tag sinnvoll zu nutzen. Zum Beispiel durch einen Besuch im Bikepark. Da musste er mich nicht lange überreden. Für ihn versprach der Tag Spaß ohne Ende und für mich zusätzlich die Möglichkeit, meine neue Ausrüstung vor dem geplanten Gardasee-Urlaub ausgiebig zu testen. Ich hatte mir nämlich endlich einen Fullface-Helm und eine Goggle zugelegt. Beim Helm habe ich mich für den Bell Super 3R entschieden, weil er durch den abnehmbaren Kinnbügel in einen Enduro-Helm umgewandelt werden kann. Ein Feature, dass ich für die Touren am Gardasee für nützlich halte.

Der Bikepark Geisskopf liegt im Arbergebiet im Bayerischen Wald, in der Nähe von Bischofsmais. Von München aus war das für uns eine Fahrzeit von etwa 2 Stunden, also nicht weiter als bis zum Bikepark Oberammergau, den wir vor einigen Wochen besucht hatten. Das Wetter war perfekt, den ganzen Tag schien Sonne. Der Bikepark hat an den meisten Tagen der Woche geöffnet (Oberammergau viel seltener). Die Preise sind am Geisskopf deutlich höher als in O’gau (31,50 EUR für ein Tagesticket am Geisskopf, 24 EUR in Oberammergau). Während wir die Strecken in O’gau größtenteils ziemlich cool fanden, spielt der Geisskopf schon in einer ganz anderen Liga, was den höheren Preis auf jeden Fall rechtfertigt.

Es führt ein Lift nach oben, und zwar ein Einer-Sesselift, was wesentlich komfortabler ist als der Schlepplift in Oberammergau. Der Lift kann zwischen 9:00 und 17:00 Uhr genutzt werden. Es gibt insgesamt 5 verschiedene Abfahrten und noch ein paar Trainingsparcours, eine Slopestyle-Line und einen Jump Trail, bei welchen man seine Technik trainieren kann. Wir hatten nicht genug Zeit alle Strecken zu testen, also haben wir uns zunächst auf die für uns interessantesten beschränkt.

Den Anfang machte der Flow Country Trail, der sich 250 Höhenmeter in Kurven mit Anliegern, Bodenwellen und kleinen (überfahrbaren) Sprüngen durch den Wald ins Tal windet. Hier haben die Trailbauer erstklassige Arbeit geleistet, denn der Trail ist tatsächlich extrem flowig, kann flott gefahren werden und man fliegt wegen des professionellen Aufbaus fast wie von selbst über die Bodenwellen und kleinen Tables. Man kann ohne Gegenanstieg ordentlich Gas geben und einfach nur Spaß haben.

Als nächstes war er Evil Eye dran, dessen Northshore-Aufbauten man schon vom Lift aus sehen konnte. Der Trail ist treckenweise recht steil und besteht aus ersklassig gezimmerten Northshore Lines, Wall Rides und Sprüngen/Drops, die man auch als Nicht-Profi mit etwas Mut super fahren kann. Zwischendurch gibt es ein paar Fels- und Wurzelpassagen. Mein Sohn war von der Strecke genauso begeistert wie ich, hier haben die Trailbauer wirklich einen super Job gemacht.

Auf die Freeride-Strecke war ich schon besonders gespannt. Würde sie das Versprechen, das in ihrem Namen liegt, halten können? Sie kann! Die größtenteils ruppige Strecke ist jedenfalls nichts für Anfänger. Sie ist gekennzeichnet durch viele prägnante Wurzeln und Felsen und hat außerdem ein paar Steilstufen zu bieten, wofür eine gute Bike-Beherrsschung notwendig ist. Man kann sich unterschiedliche Linien suchen und die Strecke tatäschlich jedesmal anders fahren. Für den Jungen mit seinem Hardtail eine echte Herausforderung, die er mit hoher Geschicklichkeit meistern konnte. Für mich mit dem Downhill-Bike purer Spaß!

Da der Evil Eye an der Mittelstation endet, kann man von hier aus in drei Varianten abfahren: Biker­-X, Dualslalom und den letzten Teil des Downhills. Die Dual-Slalom ist für das schnelle Fahren gebaut. Auf mit Brechsand präparierten Anliegerkurven und weiten (als Table gebauten) Sprüngen konnten wir es noch einmal richtig krachen lassen. Ähnlich die Biker-X, bei der die Kurven langezogener und die Table-Sprünge flacher sind. Außerdem haben wir noch den unteren Bereich der Downhill-Strecke ausprobiert, die mit Felspassagen und Drops noch einmal alles fordert. Da man nach jeder Abfahrt am Ende sowieso daran vorbeikommt, haben wir auf der Slopestyle-Line regelmäßig hohe Table-Sprünge geübt. Das kann mein Sohn übrigens wesentlich besser als ich. Erfreulicherweise konnte ich meine Sprungtechnik an dem Tag spürbar optimieren.

Es ist schwer zu sagen, welche Strecke unser Favorit war. Die Evil Eye ist einfach total verrückt und macht irre Spaß. Die Freeride fordert das Bike und die eigene Fahrtechnik auf geniale Weise. Die Flow Country ist Spaß pur. Auf Biker-X und Dualslalom kann man super an seiner Sprungtechnik arbeiten. Die Downhill-Strecke ist einfach nur krank und bringt Bike und Fahrer an seine Grenzen. Die Slopestyle-, Parcour- und Sprungstrecken im Tal bilden einen super Abschluss und man könnte sie sogar nutzen, ohne mit dem Lift hochfahren zu müssen. Gerade im Vergleich zum Bikepark Oberammergau, von dem wir schon größtenteils begeistert waren, merkt man am Geisskopf, dass die Trails von Leuten gebaut wurden, die wirklich etwas davon verstehen. Die Northshores und Wallrides sind top! Die Kurven, Sprünge und Northshores sind so dimensioniert, dass man überall das Gefühl hat, mit der richtigen Technik alles super fahren zu können. Es passt einfach alles viel besser zusammen. Weder verliert man mittendrin den Flow, noch fehlt jemals der Schwung, um Hindernisse überwinden zu können. Hier waren Profis am Werk. Und wir werden ganz sicher wieder kommen!

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