Flugstunden im Bikepark Oberammergau

Vor drei Tagen war ich zusammen mit meinem diesjährigen Alpencrosspartner zum ersten Mal in einem Bikepark. Ziel war es in erster Linie Spaß zu haben. Der Besuch im Bikepark Oberammergau hatte aber auch den Zweck, die Fahrtechnik des Jungen unter die Lupe zu nehmen, denn ich hatte für die Alpenüberquerung ein paar knackige Trails geplant. Außerdem war es eine wichtige Trainingseinheit für den Alpencross, und für mich eine gute Vorbereitung auf die bevorstehende Trailwoche am Gardasee mit meinem Downhill-Bike.

Wir waren pünktlich zur Liftöffnung um 10:00 Uhr da. Uns stand ein Tag mit herrlichem Sommerwetter und Temperaturen um die 27 °C bevor. Obwohl die Trails größtenteils im Wald verlaufen, war Sonnencreme absolut notwendig. Mein Begleiter war schon sehr euphorisch, denn es war sein größter Wunsch gewesen, im Bikepark Trails zu fahren. Bisher konnte er seine Fähigkeiten nur in einem kleinen Dirtpark trainieren.

Der Bikepark Oberammergau bietet zwei Bügellifte, vier Abfahrten im oberen Bereich, fünf im unteren und eine Downhillstrecke von ganz oben bis ganz unten. Zwei Strecken waren noch nicht geöffnet, da noch daran gearbeitet wurde. Also jede Menge Möglichkeiten, unter unterschiedlichsten Bedingungen sein Bike zu malträtieren. Die erste Hälfte des Tages sind wir ausschließlich im unteren Bereich gefahren. Den Bügellift kannten wir vom Skifahren und wir sind gut damit zurechtgekommen. Man klemmt den Bügel einfach hinter den Sattel und lässt sich bequem hochziehen. Vor dem nächsten Parkbesuch werde ich ein Stück alten Reifen an meiner Sattelstütze befestigen, damit der Bügel nicht so leicht verrutscht und er die Sattelstütze nicht beschädigt. Besonders Teleskopsattelstützen sollte man beim Liftfahren einfahren, damit der Bügel nichts verkratzt und dadurch die Funktion beeinträchtigt. Beim oberen Lift ist die Liftspur in einem miserablen Zustand. Sie ist teilweise sehr steil und uneben, sodass es eine richtige Herausforderung ist, den Bügel hinter dem Sattel zu halten (da würde das Reifenstück besonders helfen) und das Gewicht so zu verlagern, dass das Vorderrad oder das Hinterrad nicht hochkommen.

Wir begannen mit dem unteren Flowtrail. Dabei handelt es sich um einen Trail, der sich mit nicht allzu großem Gefälle in vielen Kurven durch den Wald zieht. Die Kurven sind als Anlieger gebaut, dazwischen gibt es immer wieder mittlere Bodenwellen und Tables, die man rollen oder springen kann. Da ich so eine Strecke praktisch noch nie gefahren bin (einzige Ausnahme Alpencross 2016, Abfahrt vom Kronplatz), musste ich mich erst einmal daran gewöhnen. Nach der dritten Abfahrt hatten wir das aber ganz gut drauf, konnten die Strecke mit ordentlich Speed ins Tal kurven und ein paar Sprünge machen. Ich war sehr überrascht, dass mein Sohn mit seinem Hardtail mindestens so flott und sicher unterwegs war wie ich selber. Er legte ordentliche Sprünge hin, woran man seine Dirtpark-Übung erkennen konnte. Dieser Trail machte ihm am meisten Spaß.

Zur so genannten Jumpline fährt man erst über eine Almwiese und ein Stück durch den Wald über Wurzeln. Dann beginnt die Sprungstrecke, die ebenfalls mit steilen Anliegern gebaut wurde, damit man Geschwindigkeit aufbauen kann. Bei den vielen Sprungstellen handelt es sich um relativ hohe Jumps oder Tables, die man allesamt auch überrollen kann, wenn man nicht so geübt ist. Wichtig ist, dass man die Strecke nicht zu langsam fährt, weil die Jumps meist etwa 2 m hohe steile Hügel sind. Die Grundidee der Strecke ist gut, aber meiner Meinung nach ist sie nicht gut gebaut, da sie viel zu kurvig ist und die Jumps in recht kurzem Abstand gebaut sind. Wir haben es trotz vieler Versuche und recht guter Kurvenfahrtechnik nicht geschafft, so viel Geschwindikeit aufzubauen, dass man die Tables vernünftig überspringen konnte. Ich habe auch keinen anderen Biker gesehen, der das hinbekommen hätte.

Die dritte Strecke im unteren Bereich ist der Wurzelsepp. Das war meine Lieblingsstrecke, denn ähnliche Strecken fahre ich seit Jahren. Hier fühlt sich das Fully bzw. Downhillbike richtig zuhause. Der Trail verläuft parallel zum Flowtrail ins Tal, jedoch in direkter Linie mit weniger Kurven, aber dafür mit saftigen und ausgeprägten Wurzelpassagen. Mein Sohn hatte es hier mit seinem Hardtail natürlich wesentlich schwerer, aber er hat die Strecke ebenfalls mit Bravour und ohne abzusteigen gemeistert. Es ist logisch, dass er mit seinem Bike nicht die Geschwindigkeit erreichen konnte, die ich mit meinem 200 mm Downhillbike hingelegt habe.

Im oberen Bereich haben wir ebenfalls den Wurzelsepp ausprobiert. Das hat aber wenig Spaß gemacht, weil die Strecke elendig schlammig und rutschig ist. Selbst mit meinen Conti Baron 2.5er Reifen bin ich teilweise gefahren wie auf Schmierseife.

Der obere Flowtrail war noch nicht fertig, den Switchbacker haben wir uns geschenkt, denn exzessives Hinterradversetzen mit meinem Downhillbike ist unsinnig und mein Junge hatte darin ohnehin keinerlei Übung. Blieb noch der Kleine Hobbit, eine wurzelige und steinige Strecke, die teilweise recht anspruchsvoll war und auch stellenweise ziemlich feucht und rutschig, aber trotzdem für uns beide gut fahrbar. Den meisten Spaß hatten wir jedoch im unteren Bereich. Die Downhillstrecke sind wir gar nicht gefahren, die möchte ich mir aber beim nächsten Mal unbedingt ansehen.

Insgesamt hatten wir einen Riesenspaß und der Bikepark überzeugt. Einige Strecken und der obere Lift haben noch Verbesserungspotential, dann wäre der Park perfekt. Wir sind bis kurz vor Schließung um 18:00 Uhr gefahren, waren abzüglich einer einstündigen Pause fast 7 Stunden permanent im Sattel und am Ende ziemlich geschafft. Der Junge hat mich mit seiner Fahrtechnik und Ausdauer wirklich überrascht, denn das Runterfahren ist ziemlich anstrengend. Ich hatte am Schluss trotz Handschuhen eine große Blase an der Handinnenseite. Vielleicht sind meine harten Leder-Lenkergriffe doch nicht optimal und weichere Gummigriffe wären besser geeignet. Es war ein super Tag und ich bin nun überzeugt, dass mein Sohn mit noch ein wenig Ausdauertraining (vor allem im Bergauffahren) den Alpencross gut meistern wird.

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2 Antworten

  1. Anonymous sagt:

    Glaubst du der Bikepark qualifiziert ein Kind für eine Transalp?

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