Sony veröffentlicht neue 1-Zoll Kompaktkamera RX100-V

Sony hat es wieder einmal geschafft, die Konkurrenz zumindest in Sachen Performanz und Geschwindigkeit hinter sich zu lassen. Diese Woche wurde die Kompaktkamera RX100-V mit 1-Zoll-Sensor angekündigt. Sie übertrifft ihre Vorgängerin RX100-IV hauptsächlich in Sachen Videoperformance, Serienbildgeschwindigkeit und Autofokusgeschwindigkeit deutlich. Äußerlich hat sich nichts geändert.

Die Neuigkeiten des Modells V der RX100-Serie scheinen auf den ersten Blick nicht umfassend zu sein. Denn nach Außen hin bleibt erst einmal alles gleich. Gleiches Gehäuse, gleiches Objektiv, gleiche Bedienelemente, gleiche Features, gleiches Menü, gleicher Akku wie bei dem Vorgängermodell RX100-IV. (Darüber kann man in meinem Beitrag von 2015 lesen.) Dennoch stellen die Innovationen technisch einen großen Sprung dar.

Die signifikanteste Neuerung dürfte die Leistung des Autofokus-Systems sein. Wie bei der RX100-IV kommt ein Phasendetektions-AF (Hybrid-AF) zum Einsatz, der jedoch dank eines leistungsfähigeren Bildprozessors wesentlich leistungsfähiger ist und die Konkurrenz deutlich abhängt. Mit 315 Autofokuspunkten und einer Abdeckung von 65% des Bildbereichs ist eine äußerst präzise und schnelle Fokussierung möglich. Das Motiv kann mit einer Geschwindikeit von 0,05 Sekunden scharf gestellt werden! Das lässt die anderen 1-Zoll-Kompakten ziemlich im Regen stehen.

Dass die RX100-V Serienbilder mit einer Geschwindigkeit von 24 Bildern pro Sekunde schießen kann, und das bei voller 20-Megapixel-Auflösung und sogar im RAW-Modus, macht die hohe Leistungsfähigkeit des neuen Sensors und Bildprozessors deutlich. Ob man in der Praxis solche Bildraten braucht, ist die zweite Frage. Der schnelle Prozessor kommt einem dann eher beim Videofilmen zugute. Doch auch diese Werte werden bei der Konkurrenz nur von den beiden Nikon DL-Modellen beinahe erreicht, nämlich mit 20 Bildern/s. Mir persönlich reichen bei sehr schnell bewegten Motiven etwa 7 Bilder pro Sekunde (der Canon-Schrott schafft nicht mal das).

Bemerkenswert ist auch, dass die RX100-V die erste Kompaktkamera ist, bei der im 4k-Videomodus der Sensor in voller Größe ausgelesen wird (also in 5028 x 2828 Pixeln). Es werden damit mehr Pixel ausgelesen, als für die 4k-Auflösung (3840 x 2160 Pixel) nötig wäre. Dadurch kann auf Pixel-Binning verzichtet werden und man erreicht eine deutlich bessere Bildqualität. Einfach ausgedrückt, kann der Prozessor der Kamera aus einer höheren Anzahl von Pixeln auf die 4k-Auflösung herunterskalieren („Oversampling“), was zu einer höheren Detailschärfe und zu deutlich reduzierten Störeffekten (Moiré-Effekt) führt.

Die Kamera kann in Full-HD-Auflösung (1920 x 1080 Pixel) mit einer Bildfrequenz von 120 Bildern/s filmen, was fantastisch ist! Alle anderen Kompaktkameras kommen da über 50p leider nicht hinaus. Dies ermöglicht es, Zeitlupen mit etwa einem fünftel der Geschwindigkeit ruckelfrei darzustellen!

Auch die Superzeitlupen-Funktion wurde etwas aufgebessert. Bekanntlich konnte man schon mit dem Modell IV Superzeitlupen mit bis zu 1000 Bildern/s aufnehmen, jedoch bei stark reduzierter Aufnahmedauer. Die Aufnahmedauer hat sich bei der RX100-V nun auf 7 Sekunden verdoppelt. Das ist ein cooles Feature für Action-Videofilmer, welches ich schon bei meiner Panasonic DMC-TZ101 (mit 100 Bildern/s) zu schätzen weiß.

Wichtig zu erwähnen ist auch der Bildstabilisator. Durch Zuschalten eines digitalen Stabilisators (zusätzlich zum optischen) kann man schon fast Gimbal-ähnliche Aufnahmen machen. Dies ist besonders beim Filmen ein riesiger Vorteil. Beim Einschalten des digitalen Stabilisators wird der Bildausschnitt etwas verringert. Dieses Feature hatte schon die RX100-IV, doch wurde es bei der Mark V noch ein wenig erweitert.

Um in den Genuss der hohen Bildraten und des 4k-Videos zu kommen, braucht man übrigens eine UHS-I (U3) Speicherkarte, welche die Datenmengen auch mit der entsprechenden Geschwindigkeit wegschreiben kann. Einen Preis muss man für die Innovationen zahlen, und damit meine ich nicht die äußerst hohen Kosten für die Kamera, sondern die Batterielaufzeit. Nach CIPA-Standard schafft man mit einem vollen Akku nun nur noch 220 Bilder, im Vergleich zu 280 Bildern bei der RX100-IV. Mindestens ein Ersatzakku ist also Pflicht!

Für die Kamera muss man etwa 1.200 Euro berappen. Ein stolzer Betrag für eine Kompaktknipse! Sony hat im Übrigen auch die Preise für ihre anderen Kameras um gut 15% erhöht.

Damit wären wir bei den Mankos der RX100-V. Denn leider hat Sony wieder einmal nichts dafür getan, den Funktionsumfang ihrer Superknipse zu verbessern. Immer noch fehlen wichtige Features, die durch ein einfaches Softwareupdate aktiviert werden könnten. Wie zum Beispiel die genannte Zeitrafferfunktion, oder aber einen vernünftigen Selbstauslöser mit mehr Möglichkeiten, eine Konfiguration der JPG-Verarbeitung, ein vernünftiges Menüsystem und einiges mehr. Stattdessen hat man die Möglichkeit, so genannte „Apps“ auf die RX-100 zu installieren. Das ist jedoch mehr Fluch als Segen. Die Installation dieser Apps ist unglaublich umständlich, die Apps sind seltsam zu bedienen und äußerst langsam. Für diesen Murks, den andere Hersteller standardmäßig sauber in ihre Kameras integriert haben, muss man dann auch noch extra Geld bezahlen!

Bei einer Kamera mit solch einem stolzen Preis würde ich außerdem erwarten, dass sie wetterfest ist und einen Touchscreen bietet. (Ich persönlich brauche zwar keinen Touchscreen, aber ich weiß dass viele Fotografen großen Wert darauf legen.) Was ich außerdem am meisten vermisse, ist ein etwas größerer Brennweitenbereich (Nikon geht da in die richtige Richtung). Außerdem hoffe ich, dass es nicht mehr zu lange dauert, bis 4k-Videos auch mit 50p möglich sind. Denn gerade bei Schwenks oder horizontal bewegten Objekten führen die 25p doch zu einem etwas ruckeligen Ergebnis. (Die GoPro Hero 5 oder das China-Pendant Yi 4K erlauben beide heute schon 4k-Videoaufnahmen mit 60p.) Ein Mikrofoneingang würde die Sache abrunden; dieser ist für ernsthafte Videofilmer ein Muss.

Insgesamt finde ich die Kamera sehr interessant, aber deutlich zu teuer. Für den Preis erwarte ich bei einer Kompaktkamera absolute Perfektion. Das Alleinstellungsmerkmal ist auf jeden Fall der einzigartige Autofokus. Besonders für Action-Fotografie und Videoaufnahmen ist dies ein enormes Plus. Zusammen mit dem fantastischen Bildstabilisator und der Videoleistung wäre dies eigentlich die perfekte Kompaktkamera für den Videofilmer.

blog_2016_10_07

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Eine Antwort

  1. Martin sagt:

    Danke für das Update zum Thema Edelkompakte! Ja, pflichte dir voll bei, was die wieder fehlenden Merkmale betrifft. Ich warte definitiv, bis die Nikon erhältlich ist.

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