Aufbau eines Freeride-Bikes Teil 5: Gesamtmontage

In diesem Arbeitschritt werden die restlichen Komponenten montiert. Das Freeride-/Downhill-Bike ist dann so gut wie fertig! Wenn man die richtigen Teile bestellt hat und ein paar technische Details berücksichtigt, ist die Sache gar nicht so schwer. Man muss vor allem darauf achten, dass man die Schrauben nicht zu fest, aber auch nicht mit zu wenig Kraft anzieht. Im Zweifelsfall kann man einen Drehmomentenschlüssel verwenden und sich exakt nach den Herstellerangaben richten. Ich mache das nach Gefühl.

Cockpit

Der Vorbau wurde bereits im letzten Arbeitsschritt beim Grundaufbau montiert. Nun wird der Lenker durch den Vorbau gesteckt und an beiden Seiten die Brems- und Schalthebel locker angeschraubt. Der Lenker wird mittig ausgerichtet und verschraubt. Bei einem Direct-Mount-Vorbau zeigt der Lenker automatisch genau nach vorne. (Bei einem Standard-Vorbau werden die Vorbau-Schrauben am Gabelschaft noch einmal gelöst und der Lenker gerade ausgerichtet.) Dann werden die Lenkergriffe montiert. Nach dem Einstöpseln der Lenkerendkappen werden die Schalt- und Bremshebel so ausgerichtet, dass sie zur Sitzposition des Fahrers gut passen, und dann verschraubt.

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Lenker/Cockpit mit Schalt- und Bremshebeln

Bremsen und Schaltwerk

Die Bremsleitungen und der Schaltzug für das Schaltwerk müssen gründlich und sauber verlegt werden. Im Gegensatz zu älteren Bikes werden heute die Schaltzüge vollständig in einer Schaltzughülle geführt, ohne dass das Kabel irgendwo frei liegt. Im Lenkerbereich müssen die Leitungen gerade so viel Freiheit haben, dass sie beim maximalen Lenkereinschlag nicht abgerissen werden können. An der beweglichen Hinterbauschwingen muss ebenfalls eine Freiheit der Leitungen vorgesehen werden, damit diese bei maximaler Ein- und Ausfederung nirgendwo scheuern, klemmen oder belastet werden. Die Bremsleitungen werden zunächst noch nicht fixiert, da sie erst auf die richtige Länge gekürzt werden müssen.

Es folgt die Montage der Bremssättel. Hinten am Rahmen kann in meinem Fall der Bremssattel ohne Adapter montiert werden, weil die Größe meiner Bremsscheibe (160 mm) genau zu den Maßen des Rahmens passt. Vorne an der Federgabel benötige ich einen Abstandshalter, da ich eine 180 mm Bremsscheibe montiert habe und die Bremssattel-Aufnahme an der Gabel für 160 mm dimensioniert ist. Das Anbringen von Adaptern ist durchaus üblich, die Bremssattel-Aufnahme des Bikes/der Gabel bestimmt nämlich nur den kleinstmöglichen Durchmesser der Bremsscheibe.

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Montage des Bremssattels auf einen Postmount-Adapter

Wenn die Bremsleitungen genau ausgemessen sind, müssen sie auf die richtige Länge gekürzt werden. Dabei sollte man der Montageanleitung folgen. Wenn man aufpasst, dass kein Öl herausläuft, kann man die Bremsen anschließend ohne Entlüftung einsetzen. Die Leitungen werden mit Kabelbindern in den dafür vorgesehenen Ösen am Rahmen bzw. an der Federgabel befestigt. Die Schaltzughülle wird ebenfalls provisorisch am Rahmen entlanggelegt, abgemessen und dann gekürzt. Auf die Hülle wird an beiden Enden eine Hülse gesteckt. Das Verlegen und Befestigen erfolgt meistens zusammen mit der hinteren Bremsleitung.

Die Montage von Schaltauge und Schaltwerk gestaltet sich unkompliziert. Der Schaltzug wird erst befestigt und gekürzt, wenn das Bike komplett zusammengebaut ist.

Laufräder

Viel ist hier nicht zu tun. Der Freilauf ist bereits auf die Hinterradnabe montiert. Er wird gründlich eingefettet, dann wird darauf die Zahnkranzkassette gesteckt. Dabei darf man die Abstandshalter zwischen den kleinen Ritzeln nicht übersehen. Mit einem Kassettenabzieher und einem Gabelschlüssel wird der Abschlussring auf die Außenseite der Kassette geschraubt, sodass diese fest sitzt.

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Aufstecken der Zahnkranzkassette

Die Bremsscheibe muss so angebracht werden, dass die Beschriftung nach Außen zeigt (oft ist auch zur Hilfe die Rotationsrichtung aufgedruckt). Dann legt man (beim 6-Loch-Standard) die drei Sicherungsplättchen auf die Schraubenlöcher der Bremsscheibe. Auch dort sollte die Beschriftung „TOP“ nach Außen zeigen, bzw. die ausgestanzten Nasen, die verhindern, dass sich die Schrauben von selbst lockern. Die Bremsscheibe wird anschließend mit 6 Torx-Schrauben an der Nabe verschraubt. (Bei Bremsscheiben mit Centerlock verwendet man zum Verschrauben stattdessen einen speziellen Verschlussring.)

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6-Loch Bremsscheibe verschrauben

Auch Felgenbänder befinden sich schon in der Felge, sodass jetzt direkt die Mäntel und Schläuche aufgezogen werden können. Besonders bei Drahtreifen (wie z.B. meinem Continental Baron 2,5″ für das Vorderrad) ist die Montage etwas schwieriger, da die Reifenflanke durch den eingebauten Draht sehr steif ist. Man sollte den Wulst zur Innenseite der Felge schieben, dann lässt er sich am Ende leichter über die Felgenflanke drücken. Bei den meisten Mänteln muss die Rotationsrichtung beim Einbau berücksichtigt werden! Diese ist auf der Reifenflanke gekennzeichnet. Aus genannten Gründen fahre ich nicht tubeless. Ich verwende an all meinen Rädern ausschließlich Schläuche mit Sclaverand-Ventil (SV-Ventil, auch Französisches Ventil genannt). Erstens haben Mountainbike-Felgen aus Stabilitätsgründen meistens kleine Bohrungen mit 6,5 mm Durchmesser, durch die nur ein SV-Ventil passt. Zweitens finde ich die Handhabung wesentlich leichter und angenehmer (besonders beim Aufpumpen), als bei den dickeren Autoventilen (AV).

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Aufziehen der Continental Baron Reifen

Tipp: Da ich auch ältere Räder besitze, deren Felgen eine AV-Bohrung haben, stecke ich dort eine so genannte Ventilloch-Reduzierhülse hinein, dann kann man auch dort Schläuche mit SV-Ventil verwenden. Das hat den Vorteil, dass man nur einen Typ Schlauch zuhause vorrätig halten muss.

Es darf gepumpt werden! Ich persönlich bevorzuge einen Reifendruck von ca. 2,5 bar. Die Bremsbacken werden mit einem Schraubenzieher vorsichtig auseinandergedrückt, dann werden die Laufräder in den Hinterbau bzw. die Gabel gesteckt und dabei die Bremsscheibe in die Bremssättel eingefädelt. Die Steckachsen fixieren die Räder am Bike.

Antrieb

Die Kettenführung wird an der ISCG5-Aufnahme angeschraubt. Kurbel mit Kettenblatt werden montiert und eingebaut. Auch hier kann man einfach der beiliegenden Anleitung folgen. Dann kommen die Pedale an die Kurbeln. Alle Gewinde sollten vor dem Verschrauben eingefettet sein.

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Anschrauben der Kettenführung

Beim Einbau der Kette muss diese auf die korrekte Länge gekürzt werden. Man legt dazu die Kette um das Kettenblatt (bei mehreren Kettenblättern um das größte) und hinten um das größte Ritzel und fädelt sie durch das Schaltwerk. Dadurch wird die Kette in ihre extremste Stellung gebracht. Falls man einen Kettenspanner verwendet, muss dieser auch angeschraubt werden, weil er die Kettenlänge ebenfalls beeinflusst. Man fixiert die Kette mit einem Kettenfixierhaken so, dass das Schaltwerk nicht ganz, aber fast vollständig aufgespannt ist. Die Kette soll nämlich nicht länger sein als nötig, damit sie genug Spannung hat, nicht zu leicht abspringt und nicht zu sehr schwingt. Aber auch nicht zu kurz, damit in der extremsten Gangwahl beim Einfedern das Schaltwerk nicht abreißt. Denn durch das Einfedern vom Hinterbau vergrößert sich der Abstand zwischen Innenlager und Hinterradnabe, die Kette wird also beim Einfedern noch mehr gespannt. Deshalb sollte man zur Kettenlänge etwa zwei Kettenglieder addieren. Die sicherste Methode ist, den Dämpfer auszubauen, sodass der Hinterbau komplett „einfedert“, und in der Stellung die Kettenlänge zu bestimmen.

Im Gegensatz zu 9-fach-Ketten sind Shimano 10-fach- und 11-fach-Ketten laufrichtungsgebunden. Man muss also darauf achten, dass man die Kette richtig herum einbaut.

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Kürzen der 1×11-Kette

Abschluss

Am Schluss wird die Kettenführung ausgerichtet, die Schaltung eingestellt, der Schaltzug gekürzt und mit einer Hülse vor dem Auffasern geschützt, der Druckpunkt der Bremsen überprüft. Nun fehlen noch Sattelstütze und Sattel, dann ist das Bike fertig für eine kleine Probefahrt!

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Montieren von Sattelstütze und Sattel

Das fertige Downhill-Bike wiegt 16,5 kg.

Ausblick

Das Bike ist fertig und macht einen fantastischen Eindruck! Es muss jetzt beweisen, dass es im extremen Gelände ebenfalls eine gute Figur macht…

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